Tra chtexl.
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stets ernster und strenger als die 'l'racht der Weltgeist-
lichen. Das Gemeinsame beider war, dass sie den ganzen
Kür er bis zu den Füsseil in ein weites herabfallendes
P
Gewand kleideten "ohne seine Formen deutlich zu
bezeichnen.
Der weltlichen Kleidung fehlte der Charakter des
Einfachen und Natürlichen, den die antike Tracht stets
behielt. Das kältere Klima hatte bei den Germanen den
Gebrauch von Unterkleidern nöthig gemacht, die
zum Theil schon vor dem Sturze des Reichs auch bei
den Römern in Aufnahme kamen und später als dem
christlichen Schicklichkeitsgefühle zusagend auch in den
südlichen Ländern der Christenheit beibehalten wurden.
Man trug daher unter der Tunica ein H emde und dop-
pelte Hosen, Welche durch verschiedene Binden über
den Hüften festgehalten und mit den Schuhen verbunden
wurden. Dadurch gewann die Tunica die Bedeutung
eines Oberkleides und wurde das Hauptstück einer an-
ständigen Tracht. Diese Rolle fiel daher nicht mehr,
wie im Alterthume, dem Mantel zu, der nun eine andere
Geltung erhielt. Anfangs ist er noch häufig, aber er hat
nicht mehr den freien Wurf, sondern wird auf der Brust
oder auf der- rechten Schulter durch eine Spange oder
einen Knoten zusammengehalten und fallt hinten gerade
herunter. Später kam er noch mehr in Abnahme und
blieb speciellen Zwecken der Pracht oder des-Bedürf-
nisses vorbehalten. Die Tunica selbst blieb beim Volke
immer kurz, bis ans Knie reichend, wie es für körper-
liche Bewegungen vortheilhaft war; Fürsten und Vor-
nehme dagegen trugen sie, nach byzantinischem Vorbilde,
bis auf die Knöchel herabreichend. S0 erhielt Sie Sich
hier bis gegen das Ende des Mittelalters und gab daher