Folgen
des
Einflusses.
weiblichen
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Menschheit,
der
der
Kampf
bewegt
sich
llIIl
kleinliche
Interessen, um spitzündige Fragen. Das Spiel mit zarten
Gefühlen hat denn doch etwas Erkünsteltes und Un-
wahres, die frommen Erregungen und tiefsinnigen Gedan-
ken tauchen nur auf um sofort wieder zu verschwinden,
die Handlungen sind mehr launenhaft als ernst, die Er-
eignisse ohne geistige Bedeutung. Das Rohe mischt sich
mit dem Ueberzarten, und die Mannigfaltigkeit selbst
wird durch ihre Wiederholung langweilig. Die Frauen
erscheinen in diesen Dichtungen recht anmuthig und zart,
aber ebenfalls ohne Bedeutung und Ernst, oft wie blosse
Erscheinungen ohne inneren Gehalt. Und auch dies ist
gewiss dem Leben entnommen, da ohne den Gegensatz
männlicher Würde ächte Weiblichkeit schwerlich gedeihen
kann. Die Liebe selbst musste durch die Ueberschätzung
ihres Werthes an Innigkeit verlieren; wie die Ehre
wurde auch sie ein Gegenstand des ritterlichen Ruhmes
und Wetteifers, ein Spiel der Unbeständigkeit und Eitel-
keit, und es kam zuletzt dahin, dass die Liebe an sich,
nicht ihr Gegenstand, erstrebt, die Sehnsucht ersehnt,
das Gefühl des Herzens zum kalten Spiele der Phantasie
oder zur hohlen gesellschaftlichen Floskel wurde. Dabei
musste sowohl die Sittlichkeit wie der gute Geschmack
leiden. Die Minnesänger feiern in ihren Liedern be-
kanntlich meistens verheirathete Frauen anderer Männer.
Dabei ist nun zwar keineswegs immer oder auch nur
oft an wirklich strafbare Verhältnisse zu denken; aber
es ist doch auch in sittlicher Beziehung eine bedenkliche
Erscheinung, dass der gesellschaftliche Ton dieses Kreises
an der ruhigen Idylle der Häuslichkeit sich nicht be-
gnügte und an dem halbwahren Spiele mit SüSSell Ge-
fühlen Geschmack fand.