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Die
Liebe.
diesem
zarten
Bande
die
Völker
Zll
Fortschritten
auf
dem Wege der Civilisation. Aber er war nicht geeignet,
männliche Charaktere und gediegene Irldividualitäten aus-
zubilden. Wir erstaunen, an den ausgezeichnetsten Hel-
den der Geschichte bei aller Besonnenheit und Kraft,
die sie in glücklichen Momenten entwickeln, stets eine
Unsicherheit und Ungleichheit, ein Schwanken zwischen
kühnen Plänen und völliger Rathlosigkeit zu finden, wir
begreifen kaum, dass die wichtigen Fragen, welche
Jahrhunderte lang behandelt wurden, die Menge der
Beispiele, welche die nächste Vergangenheit lieferte,
nicht zu einer Schule reiferer Politik wurden. Wir müssen
diese Erscheinung aus dem weiblichen Einflusse
erklären, der diese Charaktere gebildet und sie nach sich
gemodelt hatte. Um tiefer in das Innere des Lebens
zu blicken, kann uns die ritterliche Poesie zum Leit-
faden dienen, da sie so eng mit der Wirklichkeit zu-
sammenhing, dass sie wohl als ein treues, wenn auch
einseitiges und zu günstiges Abbild derselben gelten
kann. Jedermann kennt die Vorzüge dieser Dichtungen;
die Anmutll unverfälschter Natur verbunden mit tiefer
Begeisterung und hohem Ernste, die Wärme und Innig-
keit des Gefühls, die demüthige Kühnheit, die anspruchs-
lose Hingebung an Fügungen und Ereignisse und das
daher entstehende phantastische und bedeutungsvolle
Spiel des Zufalls. Dies alles sind Eigenschaften, die
aus der Wirklichkeit entnommen sind oder doch in ihr
erstrebt wurden. Aber daneben zeigen sich auch hier
schon die Schwächen dieser Richtung. Die Helden sind
nicht wahrhafte Charaktere, sie erscheinen wie leichte,
sehattenartige Wesen, die jeder Lufthauch hin und her
treibt, sie sind nicht erfüllt von den grossen Angelegenheiten