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Verehrung
der
Frauen.
Ideenverbindung zwischen dem Heiligen und dem Weib-
lichen fester begründen, und einigermaassen auf die irdi-
schen Frauen zurückstrahlen, wenigstens auf reine
tugendhafte Frauen, was sich dann, da man nicht will-
kürlich wählen, nicht Beweis verlangen durfte, sehr
bald auf alle Frauen erstreckte, die nicht durch grobe
Arbeit und rohe Sitte entweihet waren, mithin auf alle
edeln Frauen ritterlichen Standes. Schon vermöge seines
Gelübdes war der Ritter verpflichtet den Frauen Schutz
und Sorgfalt zu widmen, mithin auch ihnen die schuldige
Ehrerbietung zu verschaffen und selbst zu zollen. Die
Courtoisie gehörte zu seinen Standespflichten, und
machte einen wesentlichen Theil seiner Erziehung aus.
Sie wurde daher als ein Erlerntes leicht übertrieben, und
erhielt durch diese Vermischung des Heiligen mit dem
Irdischen eine fernere Steigerung, so dass sie fast die
Sprache eines Cultus annahm. Daher ist es denn nichts
Ungewöhnliches, dass wir Ausdrücke, welche zuerst
der Plinnmelskönigin galten, auf irdische Frauen ange-
wendet iinden, dass sie als die seligen, die reinen,
als die Quelle aller Freude und alles Ruhmes gepriesen
werden.
Freilich waren sie nun zwar zugleich der erreich-
bare Gegenstand irdischer Wünsche; allein dies minderte
ihren Einfluss und ihre Verehrung nicht, sondern be-
wirkte nur, dass auch die natürlichen Verhältnisse der
Geschlechter in einem ungewöhnlich bedeutsamen Lichte
erschienen. Die alte Welt hatte die Liebe mit männ-
lichem Stolze bald tragisch bald tändelnd behandelt;
Amor war bald der-schalkhafte Knabe, welcher mit den
Waffen spielt, bald der furchtbare Gott, der den Helden
in unmännlichen WVahnsinn treibt. Jetzt, da die Frauen