Einfluss
der
Frauen.
Zeiten, wohl aber weil sie die befriedigendste Erschei-
nung ihres Zeitalters darboten, und weil die Männer
ihnen nachstanden. Sie waren frei von der pedantischen,
trocknen Absichtlichkeit des Geistlichen, von der Leiden-
schaftlichkeit und Gewaltsamkeit des Kriegsmannes, von
der handwerksmässigen Plumpheit des Bürgers; ihre
Stellung hinderte sie nicht an Entwickelung natürlicher
Gaben. Selbst dann, wenn sie gegen die edlere Bestim-
mung ihres Geschlechts nach Macht und Herrschaft
strebten, hatten sie, durch feine Beobachtung männlicher
Schwächen, durch List und die Gabe der Ueberredung,
durch kluge Benutzung sparsam bewahrter Reichthümer,
und endlich durch den Zauber ihrer anmnthigen Erschei-
nung, Mittel genug, um die rohen Helden der Schlacht
zu überwinden Je mehr die Herrn der Welt unge-
bildete Kriegsmänner waren, desto mehr mussten diese
Eigenschaften wirken; "wir können dadurch die sorist
räthselhafte Gewalt erklären, welche manche Frauen im
frühem Mittelalter übten.
t") Der grosse Eintluss der Frauen beginnt schon im merowin-
gischen Hause, steigt aber besonders während der italienischen
Unruhen seit dem Tode Karls d. Gr. und zur Zeit der sächsischen
Kaiser. Die Ursachen und Mittel dieser Macht waren verschiedene,
wir finden ebensowohl höchst lasterhafte, wie allgemein geachtete
Frauen im Besitze derselben. Wenn der Bischof Luitprand diesen
Einfluss aus den schlechtesten Motiven erklärt (lib. III. c. 2.) S0
kann man (mit Luden VII. 484) annehmen, dass der unreine Sinn
des Berichterstatters aus ihm spricht; aber freilich verdankte"
Marozia und Theodora ihre Macht nicht ihren weiblichen Tugenden-
Sehr bezeichnend ist eine Aeusserung des Agobard, Bisßilßf Von
Lyon, über die Kaiserin Judith bei Gelegenheit der Streitigkeiten
der Söhne Ludwig des Fronnnen. Man werde sage", Schreibt er;
diese sei nicht: streitsüchtig, sondern sanft und schmeichelnd, (hileß
non est litigiosa sed snavis et blanda) allein dennoch entzweie sie
Vater und Sohn, ihre Giite sei trügerisch, ihre Schönheit eitel (fallax
gratia et vana pulchritudo. Schlosser II. I. p. 437).