Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 1)

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Ritterliche 
Moral. 
und Festigkeit, bald hochmüthig und hart , habsüchtig 
und anmaassend, bald endlich mit einem übertrieben 
schwunghaften Ausdrucke, in phantastischer Prunksucht 
und Ruhmbegierde. Das Ritterthum brachte in der That 
zuerst christliche Uneigennützigkeit und menschliche 
Regungen in die tapfere Rohheit der verwilderten Ge- 
müther, es brach die Bahn für christliche Sitte. Es ver- 
hütete die mönchische Abtödtung des Lebens, und gab 
zuerst das Gefühl der Würde, ohne das keine moralische 
Haltung möglich ist. In manchen Beziehungen beschämten 
die Ritter ihre geistlichen Vorbilder; im Festhalten des 
gegebenen Wortes  in Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit; 
sie unterlagen nicht der Gefahr bedenkliche Mittel für 
heilige Zwecke zu wählen. Aber diese Redlichkeit war 
nur eine formelle, eine Standespflicht, die, weil sie als 
äussere Regel an der Natur künstelte, eine neue innere 
Unwahrheit erzeugte. 
Eine christliche Aristokratie hat immer eine eigen- 
thümliche Mischung des Hochmüthigen und Demüthigen, 
weil sie die Gleichheit mit ihren christlichen Brüdern 
anerkennt 
und 
sich 
doch 
über 
dieselben 
erhebt. 
Die 
Bür- 
der 
gen- 
antiken Städte bildeten 
nicht sowohl einen 
bevor- 
zugten Stand , als vielmehr den einzigen; sie allein 
repräsentirten die Menschheit, sie waren die Regel, die 
andern, Freigelassene und Sclaven, die Ausnahme. Der 
ritterliche Adel dagegen erhob sich selbst über die ge- 
meine Menschheit, er musste sich daher absondern, 
4') Die Bitter lehnten (wenigstens in einzelnen Fällen) es ab, 
durch päpstliche MachtVollkommenheit von ihrem Eide entbunden zu 
werden. Nam probro ducitur apnd Francigenos jnramentum 
solvere quamlibet male juratmn sit. Ep. Bernardi 218 ad Innoc. ll. 
bei Wilken III. 36.
	        
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