Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 1)

Charakterlosigkeit 
der 
Laien. 
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konnte und sich begnügen musste, ihn zu leiten und vor 
grobem Frevel zu wahren  
Dieser Zustand der Leidenschaftliehkeit und Cha- 
rakterlosigkeit dauerte weit länger als jene Verwilderung 
des Staats und der Kirche, Während Welcher er sich 
gebildet hatte; er bestand noch gleichzeitig mit der 
ehrenhaften Ordnung des Lehnsstaates und der feurigen 
religiösen Begeisterung. Grade dadurch wurde das Uebel 
gesteigert; der Gegensatz gegen die geforderte Reinheit 
und gegen die Lehren, zu denen sich Alle bekannten, 
erregte das Gewissen schon während der 'l'hat und gab 
ihr einen Anstrich bewusster Ruchlosigkeit, der die 
Leidenschaft noch heftiger stachelte. Allein er bewirkte 
auch eine tiefere Reue, und, wenn auch nicht die Kraft, 
künftiger Versuchung zu widerstehn, doch das demiithige 
Gefühl tiefer Sündhaftigkeit und Verderbniss, und damit 
war auch hier der Wendepunkt, der Anfang eines neuen 
sittlichen Systems gegeben. 
In allem Modernen, in Gestalten und in Handlungen, 
erkennen wir einen wiederkehrenden Zug, der, so ver- 
schieden er sich an Einzelnen und im Laufe der Jahr- 
hunderte zeigt, sie alle gemeinsam von den Erzeugnissen 
des Alterthums unterscheidet. Ihnen fehlt jene hohe 
einfache Schönheit, aber an ihre Stelle ist etwas 
Schlichtes, Menschliches getreten, das uns warm und 
liebevoll anspricht, ein Zug der Demuth, der als der 
allgemeine Charakterzug christlicher Zeit auch dann 
noch kennbar ist, wenn das Individuum sich stolz oder 
hochmiithig ausgebildet hat. 
f) Agobard, Erzb. v. Lyon (S40), schrieb gegen die Gottes- 
llrthcile: Apparet, non posse caedibus, ferro vel aqua occultos et 
latentes res inveniri, nam si pnssent, ubi essent occulta Dei 
Judieia. Vgl. überhaupt Grimm, deutsche Rechts Alterth. 909,
	        
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