Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 1)

412 
Plastik 
und 
Malerei. 
Einschluss der physischen und geistigen Naturgeschichte; 
sie beginnt also mit der Schöpfung, betrachtet dann nach 
der Austreibung aus dem Paradiese die Natur in ihrer 
Beziehung auf den Menschen, den Kalender mit dem 
Wechsel der Landarbeiter], die Handwerke, die Künste, 
geht darauf die 'l'ugenden'f) durch, und gelangt nun erst 
zur heiligen Geschichte, welche auch das Leben Christi 
umfasst und mit der Krönung der Jungfrau schliesst. Es 
ist sehr merkwürdig, dass auch hier, wie in Freiburg, 
die Jungfrau mit dem Naturleben in Verbindung gebraehtist. 
In diesem Falle wie in vielen anderen gab also die 
gewaltige Anhäufung der Statuen nur eine Art von chro- 
nologischer Encyklopädie, ähnlich den grossexm Sammel- 
werken der Wissenschaft. Allein auch dies beruhte auf 
symbolischen Mitteln; auf der Symbolik des Raums, und 
auf der Uebung, leise Andeutungen und die kürzesten 
Abbreviaturen zu gebrauchen und zu verstehen. 
Diese Symbolik war nicht auf die Plastik an der 
Architektur beschränkt, sondern machte sich bei allen an- 
deren Kunstleistungeil geltend. Sehr bedeutsam und schön 
erscheint sie namentlich an Kircheugeräthen, wo oft 
aus dem phantastischen Spiele der Ornamente Gestalten 
hervortreten, welche die Bestimmung des Gefasses zart 
und tiefsinnig darstellen. Da sieht man an den Rauch- 
gefässen die drei Männer im feurigen Ofen, deren Ge- 
stalten daran erinnern, wie aus der Flamme des Herzens 
das inbrünstige Gebet, dem Weihrauchdufte gleich, zum 
Herrn emporsteigt, welches dann noch durch einen Engel 
 Die Tugenden erscheinen in sehr grosserZahl. An 14 grossen 
Statuen derselben befanden sich Inschriftexr, von denen: Virtus, Li- 
bertas, I-lonor, Velocitas, Fnrtiludo, Concordiu, Amicitia, Rlajestas, 
Sanilas, Securilas kennbar waren. Es sind also mehr Eigenschaften, 
als Tugenden in unserem Sinne des Worts.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.