Symbolik.
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lische Glorie, zuerst Engel, welche gerettete Seelen auf-
nehmen, dann die bekannte Reihenfolge seliger Scharen,
Jungfrauen, Märtyrer, Bekenner (jene Wohl wegen der
Verwandtschaft mit den Engeln ihnen zunächst gestellt),
dann die 24 Alten der Apokalypse, zuletzt alttestamen-
tarische Gestalten. Das dritte Portal endlich giebt die
Geschichte der Kirche, repräsentirt durch die Legende
eines Localheiligen, des h. Firmin, der auf dem Mittel-
pfeiler steht und von anderen Heiligen umgeben ist. Hier
also ist die Geschichte Christi recht strenge als der
eigentliche Kern der Heilslehre zwischen die Prophe-
zeihung und die Kirche gestellt. Bemerkenswerth sind
die Darstellungen in den Medaillons unter den Statuen;
am Portale der Jungfrau enthalten sie allegorische -Be-
ziehungen auf diese, an dem mittleren, wie erwähnt, die
Tugenden und Laster, an dem letzten endlich dieZeichen
des Thierkreises; also zuerst prophetische Poesie, dann
die ernste Moral, endlich das Naturleben mit Einschluss
der durch die Sternbilder als Repräsentanten des Verlaufes
der Zeit angedeuteten Geschichte.
Zu den reichsten Werken der Sculptur gehören die
Vorhallen der Kreuzschiife am Dom zu Chartres, welche
zusammen nach Didron's Berechnung, freilich mit Ein-
schluss der kleinen Statuetten, mehr als achtzehnhundert
Figuren enthalten. Sie stellen nach der Auslegung dieses
Archäologen die ganze Encyclopädie, das ganze Gebäude
historisch religiösen Wissens, dar. Die südliche Halle ist
rein historischen Inhalts; sie beginnt mit der Aussendung
der Apostel, umfasst die Geschichte einiger Heiligen und
endet mit dem jüngsten Gerichte. Dagegen ist die nörd.
liche Halle sehr eigenthümlich. Sie giebt nämlich die
vor-christliche Geschichte bis zum Tode der Jungfrau, mit