Symbolik.
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die Propheten verkündigt, durch die alttestamentarische
Geschichte vorbereitet, in Christi Erdenwandel geotfen-
bart, in der Kirche verherrlicht. Dann im dritten Portale
die letzten Dinge, die grosse Lehre derWachsamkeit in
den Jungfrauen, die Hinweisung auf das Gericht.
Die Bedeutung des Mittelportals wird dann endlich
noch durch eine Darstellung in dem über demselben auf-
steigenden Spitzgiebel versinnlicht. Hier sehen wir näm-
lich zunächst Salomo auf seinem Throne. Nach der
biblischen Beschreibung (i. Kön. K. 10. V. 19.) hatte
dieser Thron, der seines Gleichen in anderen Königreichen
nicht fand, sechs Stufen, darauf" an beiden Seiten zwölf
Löwen, endlich noch zwei Löwen an den Lehnen stehend.
S0 ist er denn auch hier dargestellt, aber nicht in genauer
Abbildung, sondern in einer aus der Architektur hervor-
gehenden Andeutung. Im Inneren des gewaltigen Spitz-
giebels ist nämlich ein kleinerer, noch immer spitzer, aber
doch flacherer Giebel gezeichnet, auf dessen beiden
Aussenseiten zwölf Stufen mit liegenden oder hockenden,
und zwei höhere mit aufrechtstehenden Löwen, die
Lehnen repräsentirend, angebracht sind. In der Spitze
dieses Giebels ist nun der Sitz Salomons, etwas höher
über ihm aber sitzt die Jungfrau als Himmelskönigin mit
Krone und Weltkugel und mit dem Kinde, und sind
nun beide so verbunden, dass die auf der Lehne stehen-
den Löwen mit ihren Vorderfüssen das Fussgestell des
Sitzes derJungfrau berühren. Der Gedanke ist also der,
dass die Herrlichkeit des irdischen Königs nur vorberei-
tend war, dass sie nur zur Erhöhung der himmlischen
Glorie Christi und seiner Mutter dient. Oben in der
Spitze des Giebels sieht man dann noch das Haupt des
Schöpfers, mit kreuzförmigem Nimbus und fliessendem