Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 1)

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Plastik 
und 
Malerei. 
der Münster in Strassbur g. Das Mittelportal giebt den 
eigentlich historischen Theil der Heilslehre. Unten am 
Mittelpfeiler die Jungfrau, auf den Seiten alttestamen- 
tarische Könige und Propheten, gleichsam ihr physischer 
und geistiger Stammbaum. Im Bogenfelde ist die Ge- 
schichte Christi vom Einzuge in Jerusalem bis zur Himmel- 
fahrt dargestellt, und in den Bögen geben kleine Gruppen 
das Wesentliche des alten und neuen Testamentes. Von 
aussen anfangend enthält der erste Bogen die Schöpfungs- 
geschichte bis zur Flucht Kains, der zweite die Patri- 
archen, der dritte die Martyrien der Apostel, der vierte 
die Gestalten der Evangelisten und Kirchenlehrer, der 
fünfte endlich Wunder Christi, welche offenbar wegen 
ihres Vorranges und ihrer Verbindung mit den Darstel- 
lungen des Bogenfeldes mit Verletzung der historischen 
Reihe die innerste Stelle einnehmen. Das Seitenportal 
zur Linken des Beschauers zeigt im 'l'ympan die Jugend. 
gesehiehte Christi, die Anbetung der Könige, Mariä 
Reinigung, den Kindermord, die Flucht. Die Statuen be- 
stehen grösstentheils in gekrönten Jungfrauen, Tugenden, 
welche die Laster niedertreten, vielleicht auch Sibyllen 
nebst einem Propheten. Am anderen Seitenportale zeigt 
das (zerstört gewesene aber treu hergestellte) Relief des 
Bogenfeldes die Auferstehung und das Gericht, während 
in den Statuen die klugen und thörichten Jungfrauen mit 
dem Bräutigam angebracht sind. 
Alle drei Portale stehen also in einem inneren Zu- 
sammenhaxlgc, den dcl-Bcsclmauer wie im Buche von der 
Linken zur Rechten lesen soll. Zuerst die vorbereitende 
Gnade, die Tugend, verbunden mit den lieblichen Scenen 
der Kindheit Christi, überhaupt also die ahnungsvolle 
Frühzeit. Im lilittclportal die eigentliche Ileilslehre durch
	        
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