Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 1)

Symbolik. 
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in dem Gesetze dei-Composition, welches in neuerer Zeit; 
naturalistisch, in den Bildwerken des Mittelalters sym- 
bolisch ist. Die symbolische Auffassung der Gestalten 
steht daher mit dieser Raumsymbolik in nothwendigem 
inneren Zusammenhange, beide ergänzen einander. Auf 
anderem als diesem symbolischen Boden würden diese 
Gestalten fremdartig erscheinen und bei anderen, natura- 
listisch aufgefassten Gestalten würde diese Raumsymbolik 
ihre Bedeutung verlieren; vereint aber verleihen beide 
der mittelalterlichen Kunst einen eigenthümlichen Charak- 
ter und Werth. Sie versetzt uns weniger in die Wirk- 
lichkeit und erweckt das individuelle Mitgefühl nicht in 
dem Grade, wie die moderne Kunst, sondern bleibt 
mehr im Reiche des Gedankens. Aber dadurch gestattet 
sie der dichtendcn Phantasie und dem sinnenden Ver- 
Stande eine freiere Entfaltung, vermag in tiefere Gedan- 
kenbeziehunmgen einzugehen, sie mit plastischer Kraft vor 
die Seele zu führen und zu einem harmkonisclnen Ganzen 
zu gestalten. Einige Beispiele werden dies zeigen. 
Eine der geistreichsteil Compositionen dieser Art 
befindet sich am Freiburger Münster, und zwar nicht 
an der Facade, welche hier durch das Vertreten des ein- 
zigen Thurmes vor den Schiffen keine Fläche darbot, 
sondern in der Vorhalle, welche unter diesem 'l'hurme 
zum Eingangsportale der Kirche führt. Diese Vorhalle 
bildet einen vierseitigen Raum, dessen eine Seite durch 
das äussere Eingangsthoi- durchbrochen ist, während die 
gegenüberliegende das vertiefte, in die Kirche führende 
Portal enthält. Dieses hat wie gewöhnlich ein grosses 
Relief in seinem Bogenfelde und Statuen neben der Thür- 
ölfnung; die Seitenwände der Vorhalleaber enthalten nun 
noch eine Reihe von Figuren in gleicher Höhe und im 
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