Symbolik.
401
in dem Gesetze dei-Composition, welches in neuerer Zeit;
naturalistisch, in den Bildwerken des Mittelalters sym-
bolisch ist. Die symbolische Auffassung der Gestalten
steht daher mit dieser Raumsymbolik in nothwendigem
inneren Zusammenhange, beide ergänzen einander. Auf
anderem als diesem symbolischen Boden würden diese
Gestalten fremdartig erscheinen und bei anderen, natura-
listisch aufgefassten Gestalten würde diese Raumsymbolik
ihre Bedeutung verlieren; vereint aber verleihen beide
der mittelalterlichen Kunst einen eigenthümlichen Charak-
ter und Werth. Sie versetzt uns weniger in die Wirk-
lichkeit und erweckt das individuelle Mitgefühl nicht in
dem Grade, wie die moderne Kunst, sondern bleibt
mehr im Reiche des Gedankens. Aber dadurch gestattet
sie der dichtendcn Phantasie und dem sinnenden Ver-
Stande eine freiere Entfaltung, vermag in tiefere Gedan-
kenbeziehunmgen einzugehen, sie mit plastischer Kraft vor
die Seele zu führen und zu einem harmkonisclnen Ganzen
zu gestalten. Einige Beispiele werden dies zeigen.
Eine der geistreichsteil Compositionen dieser Art
befindet sich am Freiburger Münster, und zwar nicht
an der Facade, welche hier durch das Vertreten des ein-
zigen Thurmes vor den Schiffen keine Fläche darbot,
sondern in der Vorhalle, welche unter diesem 'l'hurme
zum Eingangsportale der Kirche führt. Diese Vorhalle
bildet einen vierseitigen Raum, dessen eine Seite durch
das äussere Eingangsthoi- durchbrochen ist, während die
gegenüberliegende das vertiefte, in die Kirche führende
Portal enthält. Dieses hat wie gewöhnlich ein grosses
Relief in seinem Bogenfelde und Statuen neben der Thür-
ölfnung; die Seitenwände der Vorhalleaber enthalten nun
noch eine Reihe von Figuren in gleicher Höhe und im
26