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Plastik
und Malerei.
fältig unterschieden. Bei diesen gaben die meistens ge-
öffneten Schriftrollen Gelegenheit ihren Namen oder pro-
phetische Stellen anzuführen; bei den Aposteln fehlten
solche Mittel. Petrus und Paulus sind durch Schlüssel
und Schwert, Johannes wird schon oft durch den Kelch
bezeichnet; die anderen Apostel sind meistens ohne Attribut
die Beifügung der Marterinstrumente ist keinesweges
gewöhnlich; es kam mehr darauf an, die Schar der
Apostel im Ganzen, als sie einzeln darzustellen. Die Pa-
triarchen dagegen sind, wie es ihre Geschichte mit sich
brachte, verschieden behandelt; so ist Moses durch die
Hörner, Aaron durch priesterliche Tracht, David durch
die Harfe bezeichnet, und andere in ähnlicher Weise. Eben
so verhielt es sich mit den späteren christlichen Heili-
gen; da die Verehrung derselben sich aber meistens auf
gewisse Gegenden beschränkte oder doch in denselben
vorherrschte, so muss bei der Deutung ihrer Attribute
meistens auf locale Traditionen gerücksichtigt werden.
Die Engel endlich werden, wie es für Mittelwesen
dieser Art und Sendboten der Gottheiif fast bei allen
Völkern herkömmlich war, mit Flügeln abgebildet. Man
band sich dabei aber nicht genau an die biblische Be-
schreibung der Cherubim, sondern liess es gewöhnlich
bei zwei Flügeln bewenden. Indessen blieb doch jene
Tradition nicht ganz unbenutzt, und man findet in ein-
zelnendFällen Engel mit vier oder sechs Flügelni"), in
anderen wenigstens an Stelle der Beine die Gewänder in
1') Auf einem Allar (Heidelolf Ornamentik des M. A. Lief. 8.
pl. 3) ein Chernb mit vier Flügeln. Mit sechs auf einer Sculplur
am Dom zu Chartres, wo überdies die mittleren Flügel mit Augen
besäet sind, und der Engel auf einem Bade steht. Didron in den
Annales archöol. I. p. 156.