Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 1)

Darstellung 
Propheten u. 
Apostel. 
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Die Jungfrau ist natürlich ein unendlich oft wieder- 
kehrender Gegenstand. Auch bei ihr hält die Kunst sich 
mehr auf dem einfach historischen Boden. Ihre apokryphe 
Lebensgeschichte kommt in Miniaturen und auch in den 
Kirchen vor, und die Propheten werden oft mit den auf 
sie gedeuteten Stellen ihrer Schriften neben sie gestellt. 
Dagegen macht die Kunst von den s. g. Marialien, d. h. 
von den zahlreichen symbolischen Beziehungen auf die 
Jungfrau, welche man in der Gerte Aarons, in dem 
Vliesse des Gideon, das allein vom 'l'hau unberührt blieb, 
und in anderen alttestamentarischen Hergängen, sowie 
in der fabelhaften Geschichte vieler Thiere, des Ein- 
horns, Phönix, Löwen zu linden glaubte, noch keine An- 
wendung, obgleich sie in prosaischen und poetischen 
Werken schon benutzt wurden. Ihre bildliche Darstellung 
gehört erst dem 15. Jahrhundert an, wo näher davon zu 
sprechen ist. 
Prop heten und Apostel erscheinen immer in dem 
schon erwähnten antiken Kostüme, mit langer Tunica, mit 
oder ohne Mantel, meist mit unbedecktem Haupte und 
unbekleideteu Fiissen. Die Propheten sind gewöhnlich 
höheren Alters, oft mit langem fliessenden Barte, und 
unterscheiden sich dadurch, dass sie Schriftrollen, während 
die Apostel Bücher halten; man wollte dadurch andeuten, 
dass jene nur unvollkommene, verhüllte, diese die klare 
und entfaltete Kenntniss des Heils besassenik). Die ein- 
zelnen Apostel und Propheten wurden keinesweges sorg- 
 Durandus Rationale I. c. 3 Ante Christi adventum üdes ügu- 
rative ostendebatur et quoad multa implicata erat. Ad quod osteu- 
dendum patriarchae et prophetae pinguntur cum rotulis, per quos 
quasi quaedam imperfecia cognitio designatur. Quia vero apostoli in 
Christa perfecte edocti sunt, ideo libris, per quos designatur congrue 
perfecta cognitio, uti possunt.
	        
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