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Plastik
und
Malerei.
in der Mitte, die Jungfrau krönend. Nicht selten er-
scheinen Gott Vater und Christus in gleicher priester-
licher oder idealer Tracht, der heilige Geist aber als
'l'aube; wo dann die Aufgabe war, ihre Einheit zu be-
zeichnen. In dem berühmten, mitMiniaturen von Hemling
geschmückten Brevier der Marcusbibliothek sitzen die
beiden Hauptpersonen mit gleichem Antlitz und mit
gleicher rother Tunica bekleidet, Christus nur durch das
an ihn gelehnte, auf der Weltkugel stehende Kreuz be-
zeichnet, auf einer Bank, jeder mit einer Hand das Seep-
ter haltend, auf dem die Taube ruhet. In einem franzö-
sischen Manuscripte sitzen sie in gleicher Weise, aber
beide mit päpstlicher Tiara geschmückt, Christus wieder
mit der Weltkugel, gemeinschaftlich das Buch haltend,
während die Taube, zwischen ihnen schwebend, mit
ihren ausgebreiteten Flügeln die Lippen beider berührt.
Oft aber bezieht sich die Darstellung auf die Lehre vom
Ausgangc des heil. Geistes; so in der verticalen Form,
welche allein noch in neuerer Zeit vorkommt, wo Gott
Vater den gekreuzigten Sohn hält und die Taube aus
dem Munde Gottes sich auf Christus herablässt. Zuweilen
sind sie denn auch wohl getrennt gehalten, wie in der
Peterskirche zu Merseburg wo in drei Medaillons der
Vater, das Lamm und die Taube mit Inschrifteil gegeben
sind, die sie als Schöpfer, Erlöser und Erleuehter der Welt
nennen. Einige Male endlich ist die 'l'rinität in der sinn-
lichsten Einheit dargestellt, als Eine Gestalt mit drei-
faehem Antlitz, eine Auffassung, welche später (1628)
Urban VIII. als ketzerisch verbotm).
Plattrich
Didron