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Plastik
und
Malerei.
Verbindung
stehen.
Es
ist
auch
dies
eine
charakteristi-
sche Verschiedenheit von der neueren Kunst, auf die ich
nochdzurückkommen werde; man konnte nichts Verein-
zeltes dulden und hielt einen einzelnen herausgerissenen
Moment, mochte er noch so {igurenreich und wichtig
sein, nur für ein Fragment. Daher waren denn nur solche
Darstellungen des Heilandes selbstständig anwendbar,
welche gleichsam die Endpunkte seiner Geschichte zu-
sammenfassten, wie jene drei angeführten.
Auch bei den minder bedeutenden Momenten fehlte
es nicht an einzelnen symbolischen Beziehungen; so
musste z. B. die Dornenkrone aus drei Dornen gefloch-
ten sein , um die drei Stufen der Busse, Zerknirsehung,
Beichte und Genugthuung (contritio, confessio, satisfactio)
anzudeuten (Durandus lib. VI). Indessen folgten die
Bildner hier wohl mehr dem Herkommen, als dass sie
sich dieser Feinheiten bewusst" waren, und nur äusserst
selten erlaubten sie sich Entstellungen des Natürlichen
zu einem allegorischen Zweckes). Ungeachtet aller sym-
bolischen Regeln und Vorschriften gestattete man eine
grosse Freiheit in derWahl und Ausstattung der Gegen-
stände. So wird Christus auch einige Male mit Flügeln
dargestellt, bald bei der Auferstehung, bald auch bei der
Kreuzigung, um auf jene hinzndeuten dann auch
später bei der Vision des h. Franz von Assisi nach der
Legende.
vorkommende Darstellung
Eine andere zuweilen
Inden in der Bbl. im Haag bewahrten genauen Copien der Wand-
malereien aus der abgebrochenen Kirche in Gorkum findet sich, dass
die Wundenmale als Rosen gestaltet sind. Die Malereien scheinen
aus dem 13. oder 14-. Jahrh. zu sein. Dieser ailegorische Zug steht
aber in so früher Zeit allein. Kunstbl. 1847 Nr. S.
Zll
H) Bei der Auferstehung auf der alten Broncethür am Dome
Pisa, am Kreuze mehrmals in Frankreich. Bull. Il. 311. 642.