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Plastik
Malerei.
und
Die Kreuzigung, welche die altchristliche Kunst
vermied, kommt jetzt überaus häufig in allen Dimensionen,
Formen und Stoffen vor. In den grossen Reliefs der
gothischen Portale ist sie gewöhnlich mit dem dritten
Hauptgegenstande, dem Gericht, in Verbindung gebracht,
so dass neben dem Kreuze in zwei Reihen über einander,
unten die irdischen Zeugen des Hergangs, oben die
Apostel und Heiligen als Theilnehmer der himmlischen
Glorie angebracht sind. Bei den kleineren sehen wir
ausser der Jungfrau und dem Evangelisten Johannes
häufig die symbolischen Gestalten des Judenthums und
der Kirche, jenes mit verbundenen Augen, diese mit Kreuz
und Kelch. Oft strömt dann in diesen Kelch das Blut
aus den Seitenmalen, um die Kirche als Inhaberin des
wahren Blutes, das sie im Abendmahle spendet, zu be-
zeichnenii). In Wechselburg hält ein am Boden liegen-
der Mann diesen Kelch, Wahrscheinlich Joseph von Ari-
mathia, nach der Sage vom Gral. Endlich steht das Gefäss
auch ohne Weiteres unterden Füssen Christi im). In
einem Evangeliarium aus Niedermünster in der Münchener
Bibliothek sind die neben das Kreuz gestellten Gestalten
als Vita und Mors, Leben und Tod, bezeichnet, jene mit
reichem Gewande und bekrönt, dieser bleich, halbnackt
und schlecht bekleidet, mit einer tiefen Wunde am Halse,
mit zerbrochener Lanze und Sichel 24W]. Nicht selten
sieht man unter dem Boden des Kreuzes eine Leiche im
In den Miniaturen des I-Iorlus deliciarum reitet die Gestalt
der Kirche auf einem Thiere, dessen 4 Köpfe die Zeichen der Evan-
gelisten zeigen. Engellnardt, Ben-ad, S. 40.
H) So auf einem Elfenbeinrelief aus dem II. Jahrhundert bei
Didron pag. 277.
M") Kngler, Museum f. bild. Kunst. 1834. S. 164.