Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 1)

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Klosterleben. 
Charakter des Altklugen, Pedantiscllen; man Fühlt, 
dass es mehr von einer angelernten Regel als von freiem 
Gefühle geleitet wird; wo dieses hervorbrieht, zeigt es 
sich ungeübt, plump, gewaltsam, mit einer scurrilen oder 
kindischen Naivetät. 
Neben der starren Regelmässigkeit des mönchischen 
Lebens ist dann die allgemeine Haltungälosigkeit 
der Weltlichen um so auffallender. Man kannte nur 
den Begriff des Gebots, nicht den einer freien Sittlichkeit, 
und sah eine unmoralische Handlung nur wie einen 
Verstoss gegen die Vorschriften der Kirche an  
betrachtete die That nur mit dem Gedanken an Lohn 
und Strafe. Es konnte daher nicht ausbleiben, dass 
unreine Gemüther sich alles erlaubten, wenn sie durch 
Busse oder gute Werke sich loskaufen zu können 
glaubten  Aber selbst die Bessern, welche redlich 
das Gute wollten, vermochten es nicht zu treffen; die 
Verwirrung der Begriffe, die Dunkelheit der Motive 
machte es unmöglich den moralischen Zusammenhang 
der That und des Charakters bei Andern zu ergründen 
und danach die eigene Handlung einzurichten. Jeder Han- 
delnde trat in eine endlose Verwickelung ein, wo an 
Berechnung und Consequenz nicht mehr zu denken war; 
er gab selbst den Anspruch darauf auf, und die That 
gehörte mehr dem Zufall als der Ueberlegung an. Die 
ü) Selbst der gebildete und feinfühlende Lalnbert von Aschalfen- 
burg bezeichnet unmoralische Handlungen schlechtweg als contra 
leges ecclesiasticas (z. B. S. 362 bei Pistorizis.) 
4") Wenn es auch nicht wörtlich wahr ist, dass der Erzbischof 
Adalbert von Bremen den jungen Heinrich IV. belehrt habe: wFac 
omnia. quae placent animae tuae, hoc solum observans, ut in die 
mortis tuae in recta fide invenierisß, wie dies der Auctor belli Saxon. 
behauptet, so mussten doch leicht ähnliche Gedanken bei den Laien 
aufsteigen.
	        
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