Darstellung
Christi.
385
Jahrhundert nicht gewonnen, indem sie natürlicher, ist
sie auch greisenhafter, bürgerlicher geworden, und ver-
liert den Ausdruck der Hoheit, den die unvollkommeneren
Bilder des Mittelalters erkennen lassen. Dazu kommt,
dass nun auch an die Stelle des idealen oder antiken
Kostüms, das bisher beibehalten war, eine reiche geist-
liche oder kaiserliche Tracht trat und dass man Gottes
Haupt mit der päpstlichen 'l'iara oder der kaiserlichen
Krone schmücken zu müssen glaubte. Erst die grossen
italienischen Meister des 16. Jahrh., Raphael und Michel-
angelo, schufen einen wahrhaft bedeutenden Typus Gottes,
der aber freilich wieder an das Jupiterideal streifte und
bei den Späteren leicht dahin überging.
In der Darstellung Christi herrschte das historische
Element vor; er erscheint in menschlicher Gestalt und in
bestimmten schriftmässigeil Momenten. Von allen bloss
symbolischen Zeichen hat sich nur die Figur des Lammes
erhalten, die in den Bogenfeldern den Portale ziemlich
oft vorkommti"). Der Fisch dagegen ist zwar als Ara-
beskenfigur sehr gewöhnlich, aber wohl schwerlich jemals
als Symbol des Heilandes gebrauchtw). Auch der gute
Hirte ist verschwunden Wim), und die Auffassung des Hei-
landes als eines bartlosen Jünglings im Ganzen nicht
üblich i). Ebenso wenig war es beabsichtigt, ihn hässlich
i") z. B. in Wechselburg. Puttrich Taf. 6.
"j Ganz vergessen war das griechische Buchstabenspiel doch
nicht; auf dem Siegel des Doms von Aberdeen liegt Christus als Fisch
in der Krippe. Glossary of Archit. s. v. Fish.
An einem Kapitäl in St. Nectaire in der Auvergne soll er
sich dennoch linden. Bull. du comitä bist. des arts etc. I. 2. p. 54,
1') In einzelnen Fällen
stellung am Kreuze biirtig,
a. a. O. S. 281.
bildete man ihn befäer Nebeneinander-
nach der Auferstehung barllos. Didron
2a