Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 1)

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Plastik 
und 
Malerei. 
Gott Vater wird das ganze Mittelalter hindurch 
ohne Scheu dargestellt, obgleich zuweilen auch noch eine 
aus den Wolken reichende Hand ihn andeutetii). Anfangs 
gleicht er Christus vollkommen i?) und wir können z. B. 
bei der Darstellung in der Glorie, die über den Kirch- 
thüren gewöhnlich ist, oft nicht angeben, ob Gott oder 
Christus gemeint ist. Im 13. Jahrh. beginnt eine kleine 
Verschiedenheit, die man am deutlichsten in Miniaturen 
bei der Darstellung der Trinität wahrnimmt; Gott Vater 
wird etwas bejahrter, voller, kräftiger aufgefasst. Noch 
im 14. Jahrh. stellt ihn zwar Pietro von Orvieto im Campo 
santo von Pisa in der Schöpfungsgeschichte jugendlich 
mit schwachem Barte dar, im Allgemeinen aber wird er 
älter gebildet, mehr als der „Alte der Tage ü betrachtet. 
Im 15. Jahrh. wird die Aehnlichkeit mit Christus schwächer; 
Ghiberti an den Thüren des Baptisteriums in Florenz und 
Benozzo Gozzoli im Campo santo in Pisa zeigen den 
Herrn mit langem fliessenden Barte, jener lässt sogar 
schon eine leise Einwirkung des antiken Jupiterideales 
bemerken, obgleich schlanker, milder, christlicher behan- 
delt. Im Ganzen hat die Darstellung in diesem späteren 
nur Ein Band (Paris 1843. 4.) unter dem sonderbaren Titel: Histoire 
de Dieu. Doch auch in den Noten zu der Uebersetzung eines von 
ihm aufgefundenen griechischen Malerhandbuchs (Manuel d'lc0no- 
graphie chrelienne. Paris 1845. S.) hat derselbe gründliche Forscher 
eine Menge Notizen über diesen Gegenstand niedergelegt. 
i) So auf dem Altar des Wolvinus in St. Ambrogio in Mailand 
(Agincourt Sc. tab.26.  am Dom zu Ferrara und an dem zu Sens 
(Didron Icon. chr. p. 212), im Hortus deliciarum bei der Seligkeits- 
leiter (Engelhardt a. a. O. Tafel 9). 
ü") z. B. in den Malereien von St. Savin im westlichen Frank- 
reich selbst in der Schöpfungsgeschichte. Vgl. Peinlllrßs de St. Savin 
mit Text. von Merillee. In karolingischen Miniaturen ist Gott sogar 
zuweilen (Aginc. Mal. tab. 43), aber nicht immer (daselbst tab. 41) 
unbärtig dargestellt.
	        
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