380
Plastik
Malerei.
und
sonderbar genug ist es, dass uns von manchen Ge-
brauchen, denen offenbar eine Symbolik zum Grunde lag,
keine Erklärung überliefert ist. Dahin gehören die Thiere,
welche man auf Grabsteinen regelmässig unter den
Füssen der Leichen wie eine Bank angebracht findet.
Gewöhnlich sind es bei Fürsten und Rittern Löwen, bei
Damen Hunde, bei Bischöfen und Aebten Drachen. Löwe
und Drache erinnern an die schon erwähnte, und auf die
Kirche angewendete Verheissung des 90. Psalms: Auf
Löwen und Drachen wirst du treten; zumal da bei Bi-
schöfen auch wohl beide Thiere zusammen vorkommen
Allein dagegen spricht wieder der Hund, den man als
Sinnbild der Treue auslegen möchte, und dem entsprechend
dann der Löwe als Sinnbild der Stärke erscheinen müsste;
denn man kann schwer glauben, dass eine und dieselbe
Art der Symbolik bald activ bald passiv gebraucht sein
sollte. Zuweilen findet sich aber auch unter den Füssen
der Ritter ein Satan oder Wilder, so dass dann dadurch
nicht eine Eigenschaft des Bestatteten, sondern vielmehr
das Unrecht oder die Sünde, welche er zertrat, bezeichnet
ist Man sieht also, dass eine fest ausgeprägte Symbolik
1') S0 bei dem Bischof von Ely (1- 1254; bei Stothard, monu-
mental effigies) und bei Siegfried III. von Mainz (1- 1250; Müller,
Beiträge I. S. 21). Auch Frauen haben zuweilen Löwen; so die
Landgräiin von Hessen (1376) in der Elisabethk. zu Marburg (bei
Moller) und die Königin Berengaria, Gemahlin Richards Löwenherz
(f 1219; bei Stothard a. a. O. S. 19).
Auf dem Grabmale des Markgrafen Dittmar und seines
Sohnes (1350) in der Kirche zu Nienbnrg an der Saale stehen beide
verschiedenartigen Symbole nebeneinander, indem unter den Füssen
des Vaters der Löwe, unter denen des Sohnes eine wilde Menschen-
gestalt mit behaartem Körper und einer Keule liegt. (Puttrich. 1. Abth.
l. Band Bl. 12). Unter den Füssen eines Grafen in der Kirche zu
Querfurt (Puttrich II. 2. Bl. 9), und unter denen eines französischen