Klosterleben.
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spiele, dass es sich nur um den Kampf mit groben
sinnlichen Gelüsten oder lächerlichen Einbildungen, mit
Speiselust oder körperlicher Schläfrigkeit handelt a). Im
Kloster wie in der äussern Welt genügte ein militairischer
Heroismus, bei dem eine leidenschaftliche Energie ent-
scheidet. In den hiedurch begründeten Eigenschaften
sind denn die Geistlichen oft wahrhaft gross; in uner-
schütterlicher Festigkeit, in Strenge gegen Sißh lllld
Andre, in tapferer Begeisterung. Aber für die Erschaffung
einer feinern Sittlichkeit leisten sie wenig; ungeachtet
des Ernstes und scheinbarer Gründlichkeit sind sie hier
oberflächlich, sie keimen nur grobe Naturen. Daher trägt
denn auch ihr Handeln bei allen feinern Aufgaben den
ü) Nirgends lag die Veranlassung zu feinen Betrachtungen
näher, als da wo die Schriftsteller von der Acedia, der Lässig-
keit (einer der sieben Todsiinden) sprachen. Man bemerkte, dass
sie durch angestrengtes Lesen oder Fasten, besonders bei jiingern
Mönchen entstehe, dass sie ihnen ein Gefühl der Unfähigkeit und
Trägheit, eine Unlust an sich und Andern gebe. Caesarius von
Heisterbach, ein gelehrter und angesehener Schriftsteller des 12.
Jahrh., der es in seinen Dialogen recht eigentlich auf eine umfassende
Schilderung des Mönchslebens abgesehen hat, giebt (lib. 4, Cap. 27,)
eine ganz gute Beschreibung dieses Zustandes von Kleininiithigkeit,
Ekel, Widerstreben, Zerstreutheit, aber alle Beispiele, die sich daran
anschliessen, laufen nur auf Ermüdung, Langeweile lind sinnliche
Phantasien hinaus. Vergl. mehrere Beschreibungen der Acedia bei
Ducange, s. h. v. Es soll indessen nicht geleugnet werden, dKSS
manche zarte Gefühle sich im Kloster ansbildeten. Guizot, I-list. de
la civilisation en Fü-ance, I. 151, theilt sehr anziehende Scenen dieser
Art aus dem Leben der Abtissin Husticula in Arles mit. Wahrhaft
rührend ist auch die Schilderung, welche unser tretflicher Geschichts-
schreiber, Lamhert von Aschalfenburg, von dem VerhällYliSSß Zll
seinem alten Abte giebt. Er hatte im Drange seines Herzens ohne
dessen Zustimmung eine Wallfahrt ins gelobte Land übernommen,
und war nun auf dem Rückwege von der Sorge gequält; Ü!" "ich?
mehr am Leben zu finden. Er fand ihn wirklich dein Tode nahe,
erhielt aber noch seine Verzeihung.