als
Thiere
Arabesken.
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die doch nicht ausbleiben konnte , wenn dieser gewöhn-
lich da gewesen wäre. Diese völlig eingeweihten Männer
nahmen also eine solche Symbolik nicht an oder hielten
sie für so wenig verbreitet, dass es nicht der Wider-
legung bedurfte. Wir dürfen nicht weiter gehen als sie,
und daher die symbolische Bedeutung nicht als Regel,
sondern nur als Ausnahme betrachten. Der heitere Sinn,
die Freude an mannigfaltigen Formen, nicht eine finstere
Absichtlichkeit brachte diese Gebilde hervor. Die Geist-
liehen selbst mochten allenfalls ihr Wohlgefallen an diesem
Schmucke damit rechtfertigen, dass er dem Besehauer
einen heilsamen Schrecken einflösse, den Künstlem war
diese Symbolik nur ein Vorwand, um sich in phantasti-
schen Bildern zu ergehen. In vielen Fällen erkennen
wir deutlich, dass grotteske Figuren und Thiere bloss
totumque diem occupare singula ista mirando , quam in lege Dei me-
ditando. Pro Deo, si non pudet ineptiarum, cur vel non pudet
expensarum". So noch am Ende des 15. Jahrhx. der Bayerische Abt
Angelus Bumplerus (Pez. Thes. anecd. I. p. 478): „Non reprehendo
debitum ornatum, sed superfluum. Nam et picturae libri sunt laicorum.
De his autem picturis dixerim, quae passionem Christi continent et
martyrum agones. Sed quid faciunt in ecclesia leones? quid leae-
nae, quid dracones? quid denique caelera animalia?" Er nennt
grade Thiere, deren symbolische Bedeutung in der Bibel begründet
war, und bei denen die lehrhafte Absicht, auf welche er dringt,
nahe lag, würde also gewiss die Entschuldigung, welche man ihm
entgegensetzen konnte, erwähnt haben, wenn er sie befürchtet hätte.
Eben so wenig sprachen die Lobredner davon. So schildert um das
Jahr 1200 Brompton (bei Harter, lnnocenz, Th. IV. S. 687) das
Grabmal der Bosamunde zu Clilford als nadmirabilis architecturae, in
q", conmcms pugilum, gestug animalium, volatus uvium, saltus pis-
cium quasi movere conspiciantur". Allf lebendige Darstellung
kam es also an. So wird auch bei der Beschreibung des Tempels von
lllonsulivatsch im Titurel wiederholt von 1a Reben, Laub und Meer-
wundern ß in einer Zusammenstellung gesprochen, die es recht an-
schaulich macht, dass es sich hier um blosses Ornament handelt.