Thiersymbolik.
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der Thiere wohl auf eine Absicht schliessen, die sich
aber durch die Ungenauigkeit der Darstellung und dumh
die Dunkelheit des symbolischen Gedankens der Deutung
entziehtii). Häufig aber dienen die Thiergestalten offen-
bar nur, um einem Gegenstande den Charakter der Würde
oder des Reichthums zu geben; so auf gewebten Ge-
wändern, (wo Greife, Einhörner, Löwen, Adler und selbst
Elephanten so sehr üblich waren, dass man die Ge-
webe nach diesem Schmucke klassiiicirteäii), und Thiere
dem südlichen Frankreich auf, in welcher Gegend diese Symbolik
am meisten beliebt gewesen zu sein scheint. Uebrigens wurden die
Laster auch öfters in menschlicher Gestalt dargestellt. So am Por-
tale des Doms von Tournay, wo eine weiblicheFigur mit einer Lanze
einen geharnischten Mann niederstösst, jene durch Inschrift als Hu-
militas, dieser als Superbitas (sie!) bezeichnet. Le Maistre d'Anstaing,
Rech. sur ls. cath. de Tournay. I. p. 302.
So ist bei dem Belief in Gernrode (Puttrich Tf. 21) eine
allegorische Bedeutung nicht zu bezweifeln. Eine betende Gestalt
nimmt das mittlere Feld ein; die Einrahmung ist fast durchgängig
mit Thieren in ziemlich grosser Dimension gefüllt. Oben das Lamm
mit dem Kreuze, also das unzweifelhafte Symbol Christi, zwischen
zwei Adlern und zwei Löwen in Verbindung mit den menschlichen
Gestalten Johannes des Täufers und eines Apostels. Unten allerlei
geringe Thiere, die freilich nur zum Theil erkennbar sind, Schweine,
Gänse, Hasen u. dgl. Auf den Seitenbalken wieder ein Löwe und
Adler. Soll vielleicht durch diese niedrigen und unreinen Thiere
unter den Füssen der betenden Gestalt (eine heilige oder doch eine
fromme Wohlthäterin des Klosters) die Welt, durch jene könig-
lichen in der Umgebung Christi der Himmel, zu dem sie sich er-
hebt, angedeutet sein? Dass übrigens (wie Otte, Abriss der Kunst-
Archäologie S. 112 annimmt) die reinen und unreinen Thiere des
mosaischen Gesetzes als Symbole des Lichts und der Finsterniss ge-
golten hätten, wird hiedurch noch nicht bestätiget und ist auch sonst
nicht erweislich.
"O So bei Anastasius dem Bibliothekar im Leben Greg. IV. im
J. 827: vestem aliam cum leonibus habens- P- 161- Vesfe de olovero
cum gryphis et unicornibus; in dem des Stephanus im J. S85: Vela
sericu" duo ex his aquilata, et leonata nonaginta (p. 103 und
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