26
Ascetik.
Hierzu
kam
der
Einfluss
der
Klöster.
Man
darf
gern Alles zugeben 7 was für die Nothwendigkeit und
Nützlichkeit dieser Institute im Mittelalter gesagt ist;
sie waren die Stätten der Bildung, wohlthätige Zuflucht
für den Bedrängten und Lebensmüden, manches wahrhaft
fromme Gebet mag aus ihnen einporgestiegeil sein. Aber
für die Beförderung der Sittlichkeit waren sie und-der
Glaube an die Verdienstlichkeit strenger Eilthaltung, der
ihnen zum Grunde lag, und durch sie genährt wurde,
unwirksam. Dieser Glaube stand mit der Sinnlichkeit
selbst im innigsten Zusammenhange. Je höher der Mensch
sinnliche Genüsse schätzt, desto mehr bewundert er die
Kraft, auf sie zu verzichten. Daher in dieser Zeit, wo das
rohe kriegerische Leben die Begierden steigerte, der Hei-
ligenschein, welcher die Entsagung, die Ehelosigkeit,
die Fasten, die Kasteiung umgab. Aber die Entbehrung
erhöht den Werth des Versagten, die Kasteiung reizt
die Begierde, und diese Strenge wirkte daher ihrer
Absicht entgegen. Weltpriester und Laien gaben sich
nach dem Fasten schwelgerischeii Genüssen hin und die
Mönche verzehrten ihre Kraft in dem sich immer wieder
erneuernden Kampfe gegen die Sinnlichkeit.
Man sollte glauben, dass das Klosterleben ein frucht-
bares Feld für tiefe Selbstprüfung geworden wäre.
Die schwere Aufgabe, sich ganz dem Ilerrn zu weihen,
sollte zu der Entdeckung geführt haben, mit welcher
Schlangengewandtheit die Selbstsucht sich in alle unsere
Empiindungen einschleicht; in den innern Kämpfen gegen
diesen geheimen Feind hätte man bis in die tiefsten
Falten des Herzens eindringen müssen. Von alle dem
Endet sich bei den mönchischen Schriftstellern wenig
oder nichts. Vielmehr zeigen" die beigebrachten Bei-