366
Plastik
und
Malerei.
von dem die Apokalypse (4, 2) spricht, und die Glorie
ist mithin nur eine Abbreviatur der Wolken oder des im
freien Raume von der ganzen Gestalt ausgehenden Glan-
zes i). Zuweilen traten auch Unterschiede der Farbe
bei den verschiedenen Klassen der Heiligen ein. S0
haben im Hortus deliciarum der Herrad von Landsperg
die Apostel, Märtyrer und Bekenner einen goldenen, die
Propheten und Patriarchen einen silbernen, die Seligen
nach Maassgabe ihrer Tugendleistungen einen rothen,
grünen oder gelben Nimbus. Gewöhnlich begnügte man
sich aber allen Bewohnern des Himmels den gleichen
Kranz zu geben, der dann bei farbigen Darstellungen
meistens golden oder blau waritd).
Ein wichtiger Gegenstand symbolischer Deutung sind
demnächst die T hiere. Man darf zwar nicht, wie einige
Zuweilen hat die Glorie auch die Form eines vierblättrigen
Kleeblattes, was indessen ohne Bedeutung, bloss eine architektonische
Umgestaltung ist. Wegen ihrer ovalen Gestalt wird sie oft Mandel
(besonders in Italien) genannt. Man könnte daran erinnern, dass die
Dreieinigkeit mit: der Mandel verglichen wurde, die aus Faser, Schale
und Kern besteht, (Grimm. goldne Schmiede. S. XXX.) Indessen
wahrscheinlich ist daran ebensowenig gedacht, als an die mystische
Fischblase (Vesica piscis), von der besonders englische Archäo-
logen (Kerrich in der Archiiol. britt. XlX. 37) und auch v. Hammer
(Wiener Jahrb. Bd. '78 S. 49) viele Worte gemacht haben. Auf
Siegeln kommt übrigens eine ähnliche ovaleEinfassung, otfenbar ohne
alle Bedeutung vor.
Der Name Corona wurde im Mittelalter behalten; da der
Heiligenschein aber gewöhnlich nicht in Form eines Kranzes oder
Reifes, sondern einer Scheibe angewendet wurde, so erklärte man
ihn auch als das Bild eines Schildes, mit welchem Gott seine
Heiligen schütze. Herrad von Landsperg (bei Didron Icon. p. 290)
verbindet beide Erklärungen: Lumina quae circa caput sanctorum in
modum circuli depinguntur, designant quod lumine aeterni splendoris
coronati fruuntur. ldcirco vero secundum formam rotundi scuti pin-
guntur, quia divina protectione ut scuto innniuntur. Aehnlich Wilh.
Durand. Rationale div. otI. lib. I. c. 3.