Heiligenschein.
Der
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die runde Scheibe, wie es scheint, mehr die Bestimmung
verstorbene Wesen zu bezeichnen, weshalb man den
lebenden Personen, um sie kenntlich zu machen, eine
viereckige Einrahmung des Kopfes ü) gab. Erst später
wurde der runde Kranz um das Haupt das nothwendige
Zeichen der Heiligkeit. Nun aber schien es erforderlich,
den Herrn des Himmels vor seinen Scharen auszuzeichnen.
Man gab daher Christus, und dann auch, wegen der Ein-
heit des Sohnes mit dem Vater, Gott dem Schöpfer
einen eigenthümlichen Nimbus, indem man in die Scheibe
ein Kreuz einzeichnete, das unter dem Haupte liegend
gedacht war, so dass nur die Spitze und die beiden
Seitenarme sichtbar wurden. Später liess man statt dessen
und in gleicher Form Strahlenbündel oder auch Lilien
vom Haupte ausgehen. Eine weitere Ausbildung erhielt
der Heiligenschein als Glorie, die den ganzen Körper
umgiebt. In dieser Form wird er nur bei Gott, Christus
und zuweilen bei der Jungfrau, jedoch immer in solchen
Darstellungen angewendet, wo sie in den Wolken schwe-
bend gedacht werden. Gewöhnlich bildet diese Glorie
nach der Form des Körpers. ein Oval, manchmal spitz,
manchmal stumpf, manchmal von einem Kreisbogen durch-
schnitten, welcher als Sitz oder als Ruhepunkt der Füsse
dient. Er bezeichnet also den Thron von Regenbogen,
sondern auch die thöricliten Jungfrauen, und in lateinischen Manuscrip-
ten einmal Judas und die Köpfe des apokalyptischen Thieres mit
dem Nimbus versehen.
So auf den Mosaiken am Triclinium Leonis in Rom und in
St. Apoll. in classe in Ravenna. Didron a. a. O. Ciampini (Vol. II.)
zählt 8 Beispiele dieser Art in Italien auf. Johannes Diaconus sagt
bei Gelegenheit der von Gregor d. Gr. angeordneten Bilder seiner
Altäre: Circa verticem vero tabulae similitudinem, quod vivemis
insigne est, prneferens, non coronam-