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und
Plastik
Malerei.
fast nicht umhin kann, ihn mit Worten oder Vorstellun-
gen, die daher entlehnt sind, zu bezeichnen. Auch den
Alten war diese Vorstellung nicht fremd, ihre Bildner
konnten zwar einer Andeutung dieses Glanzes entbehren,
weil die körperliche Schönheit ihrer Gestalten schon eine
ähnliche Wirkung hervorbrachte, aber ihre Dichter ver-
schmäheten dieses Mittel nicht, sie schilderten die er-
scheinenden Götter mit einer leuchtenden Wolke (nimbus)
umgeben i). Indessen kennt die älteste christliche Kunst,
die der Katakomben, den Heiligenschein noch nicht, und
zeigt dadurch, dass er nicht aus heidnischer Ueberliefe-
rung, sondern aus eignem Bedürfnisse in der christlichen
Kunst in Gebrauch kam. Zuerst finden wir ihn in den
Mosaiken von Ravenna, aber er hat hier, wie überhaupt
auf byzantinischem Boden, nicht die ausschliessliche Be-
deutung des Heiligen, sondern zunächst noch die des
Hohen undiVornehmen. Auf griechischen Münzen des
5. und 6. Jahrhunderts sind Kaiser und Kaiserinnen, in
den Miniaturen auch allegorische Figuren, gewisse Ge-
stalten des alten Testaments und selbst der Teufel da,-
Auch im Abendlande kommt
selten vorm"). Anfangs hatte
durch ausgezeichnet H).
Aehnliches, jedoch nur
ü) Virgil, Aen. II. 616. Pallas nimbo eifulgens; ausführlicher IX.
110 bei der Erscheinung der Iihea. Der Scholiast Serbius erklärt
den nimbus als: fulvidum lumen, quod deorum capila tinguit. Viel-
leicht versuchten auch schon die alten Maler diese dichterische Vor-
stellung anzudeuten. Auf einem herculanischen Bilde scheint wenig-
stens die Circe in ihrer Erscheinung vor Aeneas von einer Art
Heiligenschein umgeben zu sein.
W) Der Teufel in der Geschichte des Hiob in einem grieeh. M,s,
der Pariser Bibl. (Didron in C. Daly, Revue de YArch. 1840 p. 649 K);
Jesaias in einem M. S. der vatikanischen Bibliothek (Agincourt M3-
lerei tab. 46).
Biblische Gestalten werden ohne Unterschied damit bezeichnet.
So sind an den Domen zu Rheims und zu Laon nicht bloss die klugen,