Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 1)

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Plastik 
und 
Malerei. 
Bedeutsamen, und durfte, grade weil er die Dinge im 
Grossen, in Beziehung auf Gott aufzufassen bemüht war, 
sich nicht in den Zufälligkeiten derNatur verlieren. Auch 
die Kunst war mehr auf die poetische und symbolische 
als auf materielle Wahrheit gerichtet und durfte jene Un- 
bestimmtheit und Allgemeinheit der Gestalten, Welche Be- 
dingung ihrer Idealität, aber mit der naturgemässen Aus- 
führung der Umgebungen nicht vereinbar war, nicht auf- 
geben. Es war daher eine innere Nothwendigkeit, welche 
die Malerei von solchen Versuchen entfernt und inner- 
halb derselben Gränzen hielt, welche der Plastik durch 
die Natur ihres Stoffes gestellt waren. Daher liebte sie 
den Goldgrund, Welcher den durch die Farbe erweckten 
Gedanken an die wirkliche Natur ausschliesst und der 
Erscheinung eine ideale Haltung giebt, und ersetzte ihn 
da, wo er wie in Wand und Glasmalereien nicht aus- 
führbar War, durch einen leuchtenden Farbenton, der jede 
Möglichkeit einer harmonischen Verbindung mit den Ge- 
stalten ausschloss und ihre Umrisse scharf abstiess "Ü. 
Bei dieser Behandlungsweise war die Malerei denn auch 
weniger als die Sculptur geeignet, grosse symbolische 
Compositionen aufzunehmen. Sie hatte nicht die volle 
plastische Kraft, welche den höchsten Gegenständen an- 
gemessen war, sie gestattete noch weniger die Anwen- 
dung geometrischer Regelmässigkeit auf die Figuren, sie 
verschmolz endlich nicht so innig mit der Architektur 
und ihrer plastischen Ornamentation und entbehrte der 
 Es ist ein gewaltiger Irrthum, wenn man bei der Restaura- 
tion alter Wandgemälde, wie es z. B. im Dome zu Braunschweig 
geschehen ist, die blaue Farbe des Hintergrundes mit dem eigentlichen 
Bilde in Harmonie setzen will, und sie deshalb mildert. Sie soll 
vielmehr stark sein, damit sie sich vom Bilde unabhängig zeige, und 
die Silhouette der Figuren völlig ablöse.
	        
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