Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 1)

Behandlung 
des 
Reliefs. 
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Anwendung kam: und da beide sich an die Architektur 
ansghlgggen, so war damit die Andeutung gegeben, beide 
zu einer Gesammtdarstellung zu verbinden, in Welcher 
nach einer gewissen Symbolik des Raums Statuengruppeu 
und Reliefs in bestimmte Beziehungen gebracht waren 
und ein zusammenhängendes in mehrere Abschnitte zer- 
fallendes Ganzes gaben. Man konnte dann auch die 
Darstellungen an den drei Portalen, so wie die etwa 
weiter an der Fagade angebrachten Sculpturen nicht 
willkürlich wählen, sondern brachte auch sie in Zusammen- 
hang, und besass so ein Mittel, umfassende encyklopä- 
dische Gedanken bildlich auszuführen. Ich werde weiter 
unten Beispiele solcher grossartigen Compositionen geben. 
Da das malerische Princip in der Architektur und 
selbst in der Plastik herrschte, kam es natürlich auch in 
der Malerei selbst zur Anwendung, allein nicht, wie 
man vielleicht glauben könnte, in weiterer Ausbildung 
als dort. Sie beschränkte sich vielmehr auf einzelne sta- 
tuarisch aufgestellte Gestalten oder auf Compositionen von 
mässiger Figurenzahl, gab ihnen aber keine natürlichen 
Umgebungen oder höchstens, WO es die Verständlichkeit 
erforderte, die Andeutung eines architektonischen Raums 
oder der Bäume eines Gartens, und füllte den übrigen 
Theil der Fläche durch Vergoldung oder durch einen 
blauen oder rothen Ton oder gar durch ein tapetenartiges 
Muster. Man darf diese Zurückhaltung nicht aus der 
mangelhaften Kenntniss der Natur, etwa der Licht- und 
Luftperspective erklären; grade die Uukenntniss würde 
sich leicht über diese Hindernisse fortgesetzt haben. Sie 
hatte vielmehr einen inneren Grund. Der materielle Zu- 
sammenhang des Naturlebens hatte für das Mittelalter 
kein Interesse; der religiöse Sinn fragte nur nach dem
	        
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