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Plastik
und
Malerei.
zusammen. Jene altchristliche Kunst hatte die Beziehung
der Religion auf die Einzelnen vorzugsweise im Auge;
sie Wollte sie trösten, beruhigen, durch Wiederholung
einzelner symbolisch bedeutsamer, auf die Verheissungen
hinweisender Momente im Glauben kräftigen. Sie gab
daher auch einzelne Bilder zeitlich und räumlich begränzter
Ereignisse. Im Mittelalter waren die Einzelnen in der
Kirche verschmolzen, die Verheissungen von dieser ge-
währleistet; es wollte stets das Ganze, die Einheit des
Himmels und der Erde, der Gegenwart und Zukunft sehen.
Die Symbolik suchte nicht bloss vereinzelte, prophetische
Worte und Ereignisse, sondern die nothwendige, aber
erst im Ganzen völlig erkennbare Zusammenstimmung
aller Dinge aufzuzeigen. Diese Ansicht erforderte einen
anderen Styl; die Kunst musste sich anschicken, Vieles
zugleich zu umfassen, zu paralellisiren, weiter zu führen,
und zum höchsten Abschluss zu bringen; sie bedurfte
daher auch im Relief nicht bloss einer vollständig ge-
gliederten Symmetrie, sondern auch jener perspectivisch
folgenden Reihen. Wie die Abschrägung der Portale für
die Statuengruppen gaben die Bogenfelder über ihnen
für Reliefs dieser Art die günstigste Stelle, besonders
die hohen, spitzbogigen des gothischen Styles, welche
gestatteten, die Darstellung von einer breiten, irdischen
Fläche in verschiedenen symmetrischen Reihen aufsteigen
und oben in einer durch den schmaleren Raum concen-
trirten himmlischen Erscheinung gipfeln zu lassen. Auch
hier traf wieder das Erzeugniss der Architektur, der
Spitzbogen, mit den bildnerischen Erfordernissen zu-
sammen.
Da nun dergestalt
und in der Anordnung
der Statuen
Gesetz zur
in der Gruppirung
der Reliefs dasselbe