Styl
der
Darstellung.
349
der ihnen eine religiöse Bedeutung gab, sie stellten z. B.
die zwölf Monate, als den Kreislauf des Lebens nach
göttlicher Ordnung, dar. Nur in den Miniaturen wurden
Gegenstände aller Art behandelt, aber dann mehr mit dem
Zwecke der Erläuterung, als mit künstlerischen Ansprüchen,
und auch meistens mit religiöser Beziehung, da diese ja,
auch in den Schriftwerken vorherrschte. Allein dies war
keine lästige Knechtschaft, sondern der freie innere Zug
der Kunst selbst, eine N othwendigkeit nicht nach kirch-
licher Vorschrift, Sondern nach den inneren Gesetzen der
Kunst. Denn diese geht niemals aus dem Nachahmungs-
triebe hervor, sie hat es nie mit der materiellen Erschei-
nung zu thun; ihr Bestreben ist vielmehr immer auf das
geistig Bedeutsame gerichtet, und dieses fand sie in dieser
Zeit nur in der Kirche. Daher strebte die Kunst auch
keinesweges dahin, diese Verbindung zu lösen, vielmehr
zog sie sie immer fester. Anfangs finden wir noch
grössere Werke weltlichen Inhalts, xwie jenes Bild im
Schlosse zu Merseburg, in welchem Heinrich I. seinen
Sieg über die Ungarn verherrlichen liess, und das'keinen
Tadel erregte, vielmehr von den Zeitgenossen als höchst
lebendig gepriesen wurde. Allein in der Blüthezeit des
Mittelalters werden Beispiele dieser Art immer seltener,
die Kunst wird immer mehr kirchlich und erst am
4') Sie wurde sogar officiell in diesem Sinne betrachtet; in den,
bald nach der Mitte des 13. Jahrh. auf Veranlassung des Prevot von
Paris niedergeschriebenen Statuten der Gewerbe werden die Bild-
sehnitzer und Maler von dem Dienst der Schaarwache aus dem Grunde
befreit, weil ihre Gewerbe keine andere Bestimmung haben, als zum
Dienst unseres Herrn oder seiner Heiligen und zur Ehre der Kirche.
(Liymßgier paintre sont quite del guet, quar leurs mestiers les aquuite
pur la reison de ce que leurs mestiers Napartient fors que au Service
de nostre Seingneur et de ses sains, et ä la. honnerance de sainte
Yglise. Reglemens sur les arts et metiers d'Etienne Boileau, in der