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Teppichweberei.
als Zelte mit sichß). Die Stickerei wurde von Frauen
geübt, besonders von denen der nördlichen Länder. Im
11. Jahr-h. bewunderten Franzosen und Normänner die
gestickten Kleider des brittischen Adels und erkannten
an, dass die englischen Frauen alle andern in Arbeiten
dieser Art übertrafen. Man nannte sie deshalb gradezu
Opus anglicum 33). Aber auch die Deutschen waren, wie
ein französischer Chronist bezeugt, in dieser Kunst sehr
erfahren ggf). Otto III. trug einen Mantel mit Scenen aus
der Apokalypse, welchen wahrscheinlich die Aebtissin von
Quedlinburg gearbeitet hatte. Oft wurde diese Art der
Arbeit sehr im Grossen getrieben; die berühmte Tapis-
serie von Bayeux, 2lOFuss lang und 19 Zoll hoch, ist
eine Stickerei auf Leinwand mit leinenen Fäden f). Die
gewebten Teppiche waren zum Theil ausländisches
Fabrikat, von Byzantinern oder Arabern gefertigt, sehr
früh begann man aber auch im Abendlande, sich damit zu
beschäftigen. So liess schon der Abt von St. Florent
Achille Jubinal, Recherche: sur l'usage et Porigine des ta-
pisseries ä personnages. Paris 1840. Dieser vielfältige Gebrauch
wurde dann auch durch sehr verschiedene Namen bezeichnet als
Aulaea, Cortina, Dossale, Bancale und dann mit mehrfachen Ver-
änderungen der Endung Tapes, Tapetiae u. s. f.
Achille Jubinal, les tapisseries historiees (Prachtwerk, Paris
1838 Fol.) in der Schlussbetrachtung. Emeric David, Hist. de la
peinture au moyen äge, Paris 1842. p. 120. Strutt, Dress und Habits
of lhe people of England, ed. Planche. p. 69.
H") Wilhelm von Poitou: Germani harum artium peritissimi.
1') Von dem Fleisse, den die Nonnen noch in späterer Zeit auf
Stickereien verwendeten, geben die grossen Teppiche aus dem 15.
und 16. Jahrh., welche in den Klöstern Lüne und Ebsdorf im Lüne-
burgisehen bewahrt werden, eine Anschauung. Die des Klosters Lüne
sind dadurch sehr merkwürdig, dass sie obgleich nach darauf beüml-
lichem Datum um 1504 ausgeführt, in Zeichnung und Schrift olfenbar
eine Arbeit des 14. Jahrh. nachahmen.