Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 1)

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Miniatur 
und 
Wandmalerei. 
die in allen Gegenden des Abendlandes und in allen Jahr- 
hunderten des Mittelalters so zahlreich gefertigt wurden, 
dass wir noch jetzt eine überaus grosse Menge besitzen. 
Wenn die Reinheit des ornamentistischen Geschmacks 
und die Pracht der Ausstattung nicht immer dieselbe blieb, 
wie im karolingischen Zeitalter, so ist doch bei allen die 
dauerhafte Farbe und bei den meisten die geschickte An- 
wendung des Goldes auf dem Pergament zu bewundern. 
Auch die Tafelmalerei wurde stets betrieben, obgleich 
von ihren, minder gut verwahrbaren, Werken weniger 
erhalten ist. Theophilus zeigt, mit welcher Sorgfalt auch 
hier verfahren wurde. Zuerst wurden die Bretter ausge- 
wählt, mit künstlich bereitetem Leim aneinander gefugt, 
getrocknet, mit dem Eisen geglättet, mit Pergament oder 
Leinwand überzogen, und dann dieserUeberzug mit einer 
aus Leim  und Gyps gemischten Masse grundirt und 
mit Schachtelhalm glatt gerieben. Erst hierauf trug man 
dann die Farben auf. Für die Mischung derselben hatte 
man die mannigfachsten Recepte, bei denen Eiweiss, aber 
auch schon sehr häufig Oele oder andere fette Substanzen 
als Bindemittel dienten, und diese Präparate sind so ge- 
langen, dass selten oder nie Veränderungen der Farbe, 
wie auf den späteren Oelgemälden, eingetreten sind. Die 
Wandmalerei, mit der die bedeutenderen Kirchen fast 
durchweg geschmückt waren und die daher zahlreiche 
Hände beschäftigte, geschah meistens nach sehr sorg- 
fältiger Glättung des Bewurfs, jedoch nur auf trocknem 
oder angefeuchtetem, nicht auf frischem Kalke; erst gegen 
das Ende des Mittelalters kam die eigentliche Fresco- 
malerei auf. 
Dazu kam dann eine neue Erfindung, die, ihrem 
architektonischen Effecte nach schon oben besprochene
	        
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