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Miniatur
und
Wandmalerei.
die in allen Gegenden des Abendlandes und in allen Jahr-
hunderten des Mittelalters so zahlreich gefertigt wurden,
dass wir noch jetzt eine überaus grosse Menge besitzen.
Wenn die Reinheit des ornamentistischen Geschmacks
und die Pracht der Ausstattung nicht immer dieselbe blieb,
wie im karolingischen Zeitalter, so ist doch bei allen die
dauerhafte Farbe und bei den meisten die geschickte An-
wendung des Goldes auf dem Pergament zu bewundern.
Auch die Tafelmalerei wurde stets betrieben, obgleich
von ihren, minder gut verwahrbaren, Werken weniger
erhalten ist. Theophilus zeigt, mit welcher Sorgfalt auch
hier verfahren wurde. Zuerst wurden die Bretter ausge-
wählt, mit künstlich bereitetem Leim aneinander gefugt,
getrocknet, mit dem Eisen geglättet, mit Pergament oder
Leinwand überzogen, und dann dieserUeberzug mit einer
aus Leim und Gyps gemischten Masse grundirt und
mit Schachtelhalm glatt gerieben. Erst hierauf trug man
dann die Farben auf. Für die Mischung derselben hatte
man die mannigfachsten Recepte, bei denen Eiweiss, aber
auch schon sehr häufig Oele oder andere fette Substanzen
als Bindemittel dienten, und diese Präparate sind so ge-
langen, dass selten oder nie Veränderungen der Farbe,
wie auf den späteren Oelgemälden, eingetreten sind. Die
Wandmalerei, mit der die bedeutenderen Kirchen fast
durchweg geschmückt waren und die daher zahlreiche
Hände beschäftigte, geschah meistens nach sehr sorg-
fältiger Glättung des Bewurfs, jedoch nur auf trocknem
oder angefeuchtetem, nicht auf frischem Kalke; erst gegen
das Ende des Mittelalters kam die eigentliche Fresco-
malerei auf.
Dazu kam dann eine neue Erfindung, die, ihrem
architektonischen Effecte nach schon oben besprochene