Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 1)

336 
Plastik 
und 
Malerei. 
Manches trug dazu bei, dieser Technik ein erhöhtes 
Interesse zu leihen. Der Gebrauch von malerischen und 
plastischen Darstellungen und von feinerem Geräth War 
herkömmliches Bedürfniss der Kirche; die Technik war 
also ein Mittel des Kirchendienstes, wurde mit Sorgfalt 
bewahrt, in Klosterschulen gelehrt und von vielen Händen 
mit Eifer geübt. Zugleich aber war sie doch nicht in 
dem Grade geheiligt und traditionell festgestellt, wie die 
Glaubenslehren und die gesammte schriftliche Ueber- 
lieferung, und gestattete eine grössere Freiheit. Das 
künstlerische Gefühl, wo es sich irgend regte, warf sich 
daher auf dieTechnik. Sie war aber auch, da eine Thei- 
lung der Arbeiten überall noch nicht eingetreten war und 
Theorie und Praxis sich noch in denselben Händen fanden, 
ein Gegenstand gelehrter Forschung. Sie wurde daher 
mit wissenschaftlicher Gründlichkeit und mit künstlerischer 
Vorliebe betrieben, jede Nachricht der alten Schriftsteller 
alle Naturkenntniss und Erfahrung, die man erlangte, 
benutzt, der ausdauerndste Fleiss bewiesen. Auch der 
Mangel der Civilisation war der Technik an sich nicht 
ungünstig. Denn während der heutige Künstler alles 
Material durch fabrikartige Bereitung erhält und sich bloss 
dem geistigen Theile seiner Aufgabe widmet, musste der 
des Mittelalters alle Vorbereitungen selbst bewirken oder 
doch leiten, und wurde nur von dieser Sorge in Anspruch 
genommen. Es ist natürlich, dass er darüber mehr und 
richtiger nachdachte, als unsre Fabrikanten und selbst als 
die Theoretiker, welche die Erfordernisse der Kunst und 
jedes einzelnen Werkes nicht durch eigene Ausübung 
kennen, und es ist begreiflich, dass dadurch, trotz aller 
besseren Kenntnisse und Hülfsmittel, die neueren Werke
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.