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Plastik
und
Malerei.
Manches trug dazu bei, dieser Technik ein erhöhtes
Interesse zu leihen. Der Gebrauch von malerischen und
plastischen Darstellungen und von feinerem Geräth War
herkömmliches Bedürfniss der Kirche; die Technik war
also ein Mittel des Kirchendienstes, wurde mit Sorgfalt
bewahrt, in Klosterschulen gelehrt und von vielen Händen
mit Eifer geübt. Zugleich aber war sie doch nicht in
dem Grade geheiligt und traditionell festgestellt, wie die
Glaubenslehren und die gesammte schriftliche Ueber-
lieferung, und gestattete eine grössere Freiheit. Das
künstlerische Gefühl, wo es sich irgend regte, warf sich
daher auf dieTechnik. Sie war aber auch, da eine Thei-
lung der Arbeiten überall noch nicht eingetreten war und
Theorie und Praxis sich noch in denselben Händen fanden,
ein Gegenstand gelehrter Forschung. Sie wurde daher
mit wissenschaftlicher Gründlichkeit und mit künstlerischer
Vorliebe betrieben, jede Nachricht der alten Schriftsteller
alle Naturkenntniss und Erfahrung, die man erlangte,
benutzt, der ausdauerndste Fleiss bewiesen. Auch der
Mangel der Civilisation war der Technik an sich nicht
ungünstig. Denn während der heutige Künstler alles
Material durch fabrikartige Bereitung erhält und sich bloss
dem geistigen Theile seiner Aufgabe widmet, musste der
des Mittelalters alle Vorbereitungen selbst bewirken oder
doch leiten, und wurde nur von dieser Sorge in Anspruch
genommen. Es ist natürlich, dass er darüber mehr und
richtiger nachdachte, als unsre Fabrikanten und selbst als
die Theoretiker, welche die Erfordernisse der Kunst und
jedes einzelnen Werkes nicht durch eigene Ausübung
kennen, und es ist begreiflich, dass dadurch, trotz aller
besseren Kenntnisse und Hülfsmittel, die neueren Werke