Bedeut.
geometrischen
Elements.
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in den guten Zeiten des Styls ist dies streng geometri-
sehe Element durch ein anderes, ihm Entgegengesetztes,
durch das Weiche, Phantastische, das schon den con-
gtrugtiven Theilen einen Anklang an Pflanzenbildungen
gewährt, gemildert. Beide an und für sich verschiedene
Eigenschaften bilden gemeinschaftlich das Wesen dieses
Styls und man darf weder die eine noch die andere gus-
sehliesslich hervorheben ohne ihn zu zerstören. Dies
geschah allerdings in der Zeit des Verfalls, wo durch
solche einseitige Auffassung bald eine spielende Natur-
nachahmung bald geometrischeKünstelei oder geometrische
Trockenheit entstand; es geschieht auch in jenen Hypo-
thesen über die Entstehung des gothischen Styls, da sie
bald ein vegetabilisclies Vorbild, bald eine geometrische
Formel für die Grundlage desselben erklären. Wollen
wir ihn richtig verstehen, so müssen wir daher den Punkt
suchen, in dem beide Eigenschaften gemeinschaftlich
Wurzeln.
Man hat nachzuweisen versucht, dass auch die streng
geometrischen Formen des gothischen Styls ihren Ur-
sprung in der Natur haben, indem sich im Inneren der
Stiele und Stengel der Pflanzen, so wie in den Krystallen
ähnliche regelmässige Bildungen finden?) Allein diese
Bemerkung, die man überdies nur in einem allgemeinen
und unbestimmten Sinne für richtig anerkennen kann,
giebt jedenfalls auf unserem historischen Gebiete keine
Aufklärung. Den alten Meistern War diese Beziehung
unbekannt, und wenn sie auch nachweisen würde, dass
ein gemeinsames Gesetz in beiden getrennten Gebieten,
w) Metzger, Gesetze (L Pflanzen u. Mineralienbildung,_ angewendet
auf den altdeulschen Baustyl. Stuttgart 183i vgL auch Hotrsmdt
golhisches A. B. C.