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Gothische
Architektur.
jenen Steinmetzen gehabt hatten. Rivins, sein Ueber-
setze; ins Deutsche, war kein Architekt, sondern ein
Arzt, ein Dilettant, und nahm den zwischen den Kapiteln
des Vitruv versteckten Excurs über den Mailänder Dom
ohne sachkundige Prüfung auf. Die Baumeister selbst
beschäftigten sich aber von nun an nicht mehr mit der
gothischen Architektur, und nur in der allmälig absterbenden
Zunft Wurden jene Hülfsmittel als unfruchtbare Geheim-
nisse vererbt, wo dann in neuerer Zeit deutsche für die
mittelalterliche Kunst begeisterte Forscher sie entdeckten.
Boisseree liess sich von einem der letzten zünftigen
Meister darüber belehren und er und andere gleich-
gesinnte Alterthumsfreunde fanden in dem Buche des
Rivius eine willkommene Bestätigung des vorausgesetzten
Geheimnisses im). Ja sie glaubten sogar davon praktischen
Gebrauch zur Wiederherstellung des gothischen Styls
machen zu könnenitw), während diese Formeln doch nur
ein Kennzeichen und Beförderungsmittel des Verfalls
sind. Sie beruhen auf einer wichtigen und charakteristi-
schen Eigenschaft des gothischcn Styls, aber sie geben
dieselbe einseitig, aus dem Zusammenhange mit anderen
Eigenschaften herausgerissen und in erstarrter Form. Die
Geometrie hat allerdings in dieser Architektur eine un-
gewöhnliche Wichtigkeit; während sie in anderen Bau-
stylen nur die unbemerkte Grundlage, das Nothwendige,
bildet, tritt sie hier selbstständig heraus und macht sich
in den feineren, ornamentistischen Theilen geltend. Aber
Kieskalt
ä) Johann
Köln. S. 37.
Nürnberg.
Gesch.
Beschr.
Doms zu
m") Es ist nicht zu übersehen, dass auch diese Alterlhumsfreunde
meistens (Boisseräe, Stieglitz, Holfsladl) Dilettanten waren.
wir) 505mm", gouh A_B_C_ ist daher ein gefährlicher Führer.