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Triangulatur
und
Quadratur.
erst die dritte, spätere solcher Schriften, das Werk eines
Italieners, hin. Cesare Cesariano aus Mailand, Schüler
oder doch Zeitgenosse des Bramantei"), gab im Jahre
1521 eine italienische Uebersetzung des Vitruv mit Er-
läuterungen heraus und liess sich dabei auf eine genaue
Erörterung des Dombaues seiner Vaterstadt ein, dessen
Gruud- und Aufriss er beifügte. Er bezeichnet die Regeln,
welche er über die Construction des gothischen Baues
verträgt, ausdrücklich als Grundsätze der deutschen
Architekten. Sein italienisches Werk übersetzte nun
Wieder der Nürnberger Arzt Rivius im Jahre 1548 ins
Deutsche, jedoch ohne seinen Autor zu benennen, wobei
er auch jenen Excurs über den Mailänder Dom mit auf-
nahm. Dieses Bueh des Rivius ist nun die eigentliche,
freilich etwas trübe Quelle für jene vermeintlichen Ge-
heimlehren der deutschen Meister. Hier werden aller-
dings nicht blos Hülfsmittel und Constructionen für einzelne
schwierige Glieder des Baues angegeben, sondern der
Triangel, das gleichseitige Dreieck, wird ausdrücklich
als der "fürnehmste höchsteSteinmetzengrund" bezeichnet
und die Grundlegung und Aufziehung aller Theile aus diesem
Dreiecke, dem Quadrat und dem Zirkel gelehrt. Die Er-
läuterungen über die Ausführung des Ganzen nach dieser
Regel gewähren freilich keine überzeugenden Gründe, die
Seiten der 'l'riangel sind niemals im Bau bedeutsam her-
vortretende Linien, die Punkte, von denen die Seiten
dieser Dreiecke ausgehen, liegen bald innerhalb, bald
ausserhalb des Gebäudes, sie scheinen willkürlich gewählt,
um den Grund- und Aufriss, wie er bestand, dieser Lehre
v) Vgl, übgr seine streitigen Lebensumstände Vasari ed. San.
VDL 5_ S, 139 und 159, und die Noten in der Uebers. von Förster
Th. m. Abth. 1, s. 94.