Grundmaass.
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antiken Architektur ein einfaches Grundmaass, am wenig-
sten wie dort in dem Säuleudurchmesser ein kleines, und
unter den grösseren Dimensionen hat keine bleibend eine
solche Bedeutung. In romanischen Bauten kann man
meistens
die
Breite
des
Mittelschilfs
als
die
Einheit
trachten, nach welcher sich das Uebrige richtet, in
gothischen ist es bald diese Dimension, bald der Pfeiler-
abstand von Achse zu Achse gerechnete). In vielen,
ja man kann sagen, in der Mehrzahl der Gebäude aus
besserer Zeit giebt aber keine von beiden Linien und über-
haupt kein an dem Gebäude angewendetes Längenmaass
den genauen Maassstab für die anderen Dimensionen, und
nur in Kirchen aus der letzten Zeit des gothischen Styls
mag sich zuweilen ein pedantisches Festhalten solcher
Maasse und Zahlenverhältnisse finden.
Deshalb hat man vermuthet, dass nicht eine Linie,
sondern eine geometrische Figur zum Grunde gelegt
worden, aus deren verschiedenen Seiten man denn das
für jeden Theil des Gebäudes Angemessene entlehnt
habe. Man hat mehrere Hypothesen dieser Art aufgestellt,
nicht ohne eine Beimischung symbolischer Beziehungen.
Zuerst nennt man den Würfel, der als die dritte Potenz,
als die regelrechte Entwickelung der Linie zum Körper
allerdings etwas Bedeutungsvolles hat. Von seiner An-
wendung spricht man hauptsächlich bei der romanischen
Baukunst. Denkt man hier nämlich auf dem Centralquadrat
einen Würfel errichtet und legt dessen Seitentlächen so
auseinander, dass nach drei Seiten jedesmal Ein Quadrat,
Gräber u. a. O. S. 35 und Holfstadt, golhisches A. B. C.
S. 175 ff. einhalten darüber nähere Angaben, aus denen sich aber mehr
als die Verfasser beabsichtigen, das Schwankende und Beliebige in
der Anwendung solches angeblichen Grundmaasses ergiebt.