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Grundmaass.
Allgemeinen gebotenen Dimensionen in solcher Weise
iixirten d). Daher dient denn auch nicht immer dieselbe
Linie als Grundmaass, und die Verhältnisse der Anwen-
dung sind bei jedem Gebäude selbstständig bestimmt. Die
Meister des Mittelalters verhielten sich dabei ebenso,
wie die antiken Architekten, welche auch nur ungefähr
gewisse Proportionen beobachteten, und weit entfernt
waren, sich an die engen Vorschriften, welche die spätere
Theorie aus ihren Werken abstrahirt hat, ängstlich zu
binden. Das Mittelalter ist aber noch freier, weil der
Typus des Baues reicher und schwieriger ist. Hier
herrscht daher nicht einmal in dem Grade wie in der
Sehr schiilzbare Untersuchungen in dieser Beziehung giebt
Bernhard Gräber, Vergleichende Sammlungen für christlich mittel-
alterliche Baukunst 2. Theil: Die Constructionslehre; Augsburg 1841.
Als Beispiele für die Art dieser Verhältnisse führe ich daraus zwei
Kirchen an, die berühmte Elisabethkirche zu Marburg und die Kirche
zu Altstadt in Bayern. Bei jener ist der Pfeilerabstnnd oder die
Breite des Seitenschitfes, beides von der Pfeilerachse gerechnet, die
Einheit sie tindet sich verdoppelt als Breite des MittelschitTs
und Höhe des Hauptportals vierfach als (lichte) Breite des
Langhauses und (innere) Gewölbhöhe achtfach als Länge des
Kreuzschitfes mit den Strebepfeilern, mithin als grösseste Breite der
Kirche sechsfach als Giebelhöhe endlich zwölffach als
innere Länge mit Inbegriff des Portals, dreizehnfach als iiussere Ge-
sammtlänge (234?) und fünfzehnfach als Thurmhöhe Bei
der (mir übrigens unbekannten) älteren, im Uebergangsstyle gebauten
Kirche zu Altstadt ist. dagegen die Breite des Mittelschitfs von einer
Pfeilerachse zur andern die Einheit d. h. nur ihre Zahl hat zu-
den verschiedenen anderen Maassen ein genaues Verhältniss. Sie be-
trägt 30' und eben soviel dieI-löhe der Pfeiler, beides in den Seiten-
Schiffen die Hälfte ehensoviel der Pfeilerabstand von Achse zu
Achse und die Tiefe der halbkreisförmigen Chemische; die Dicke der
Pfeiler endlich ein Fünftel (W) und daher die Breite desMittelschiifes
im Lichten vier, die der Seitenschilfe zwei Fünftel und
Die ganze innere Breite endlich giebt das Doppelte die ganze
Länge das Vierfache (120') jener Einheit.