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Grundzahl.
sechs oder acht, da der dreiseitige Schluss aus dem
Sechs oder Achtecke genommen zu sein pflegt, bei einem
fünf- oder siebeuseitigen aber die Zahl dieser ange-
wendeten Seiten, fünf oder sieben, und nicht die des
Polygons, zehn oder zwölf, als Grundzahl gelten z). Die
Anwendung der so gefundenen Grundzahl auf die anderen
erwähnten Theile soll dann ferner auch nicht immer in
derselben Weise erfolgt sein; bald soll sie sich an einer
Pfeilen-reihe, bald an beiden zusammen, bald in der
ganzen Länge der Kirche, bald nur bis zum Anfange
oder bis zum Schlusse des Kreuzschiffes linden. Allein
selbst bei dem grossen Spielraume, den diese verschiedenen
Combinationen gewähren, lässt sich die Durchführung der
vermeintlichen Grundzahl bei den bedeutendsten und durch-
dachtesten Constructionen nicht nachweisen, Wie dies
selbst die Vertheidiger dieser Hypothese zugestehen
müssen In der That ist wenig oder gar kein Gewicht
darauf zu legen. Die Natur der Sache, die Bedingungen,
welche sich aus derHaltbarkeit des Materials, dem kirch-
lichen Zwecke und anderen nothwendigen Rücksichten
ergaben, stellten ohnehin für die Zahl dieser Theile
ziemlich enge Gränzen. Der Polygonseiten am Chor-
schlusse konnten nicht weniger als drei, nicht füglich
Stieglitz. Gesch. d. Bauk. S. 338 u. Beiträge ll. S. 50.
M) Hoifstadt (goth. A. B.C. S. 175 if.) fiihrt für den Satz, dass sich
die Zahl der Schäfte nach der Grundzahl des Chores richte, sechs
Beispiele an, darunter aber auch den Freiburger und Wiener Dom,
obgleich bei beiden der Chor viel jünger ist als das Schilf und mithin
höchstens jenes nach diesem geregelt sein kann, wodurch, namentlich
wenn man an die Geschichte beider Kirchen denkt, die Bedeutung
der Grundzahl verloren geht. Zugleich giebt er aber auch eine Reihe
von Beispielen, wo seine Regel nicht zutrilft, und darunter so be-
deutende, wie die Elisabethkircbe in Marburg und die Dome zu Köln
und zu Meissen.