Lehren.
Freimaurerische
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Geheimnisse, und dachte sich die Welt in ihrem ge-
schichtlichen Verlaufe stets unter dem Einflusse geheimer
Verbrüderungen, die ihre tieferßErkenntniss dem grossen
Haufen nur in Bildern beigebracht hätten. Für solche
bildliche Auffassung hielt man denn nicht bloss die heid-
nischen Religionen, sondern auch das Christenthum selbst
in seiner geschichtlichen Gestalt und träumte daher von
einer ununterbrochenen Fortpflanzung reinerer Einsichten
über das Wesen Gottes und die Natur durch geheime
Verbriiderungen.
Versuchen wir das Wahre vom Falschen zu sichten,
so scheint es unzweifelhaft zu sein, dass die moderne
Freimaurerei der Form nach aus den zunftmässigen Ver-
bindungen der englischen Werkmaurer hervorgegangen
ist. Allein man kann nur annehmen, dass die allgemeinen
philanthropischen Lehren, welche ihr Wesen ausmachen,
sich des Zunftverbandes als eines geeigneten Getässes
bemächtigt haben, und muss die Behauptung, dass schon
im Mittelalter, und gar in seiner früheren Zeit solche
Doctrinen hier bewahrt worden, entschieden zurückweisen.
Die Yorker Constitution vom Jahre 926, welche angeb-
lich „die reine, noch durch keine päpstlich kirchlichen
"Dogmen entstellte Christuslehre mit den Lehren reiner
"Menschlichkeit paart," welche den Papst nur als römischen
Bischof erkennt, welche endlich die Maurer verpflichtet,
„die Gesetze der Noachiden zu haltenmi), giebt sich
durch ihren ganzen Inhalt als unächt zu erkennen. Mit
ihr fallt das Mittelglied jener ganzen Kette und es bleibt
eben so unerwiesen, dass in den Bauhütten des Mittel-
alters, wie in den römischen Collegien der Baulente, irgend
eine von der herrschenden Religion der Zeit abweißllende
Heldmann
145:
143,
138.