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Kirche
und
Staat.
in ihrem Innern, doch immer einen demokratischen Geist
zeigten und auf der kirchlichen Seite dieselbe Stelle ein-
nahmen, wie die Städte auf der weltlichen. Nach ihrem
Vorbilde entstanden die geistlichen Ritterorden, die
mehr als irgend ein anderes Institut kirchliche und welt-
liche Elemente mischten. Aber auch die Ritterschaft,
obgleich in loser Verbindung, trug doch den Charakter
einer freien Genossenschaft, die, unabhängig von der
Kirche wie vom Staate, dennoch an beide sich anlehnte
und die ganze Christenheit durchzog. Der Ritterschaft
sowohl wie andrerseits den Zünften entsprach dann
endlich die Organisation der Wissenschaft, indem sie, ur-
sprünglich ein Zweig der geistlichen 'l'hätigkeit, sich von
der Kirche sonderte, und in den Universitäten feste
zunftartige Verbindungen gründete, die wie die Ritter-
schaft weder dem Staate noch der Kirche allein ange-
hörten
und
sich beiden anschlossexx.
S0 bildeten also
die
Genossenschaften ein Band, das unbekümmert um Landes-
gränzen und um den Streit zwischen Staat und Kirche
die Christenheit zusammenhielt.
Ueberblicken wir das ganze Gemeinwesen des Mittel-
alters, so werden wir gestehen müssen, dass es seiner Idee
nach bewunderungswvürdig und einzig in der Geschichte da
steht. Niemals sind die Anforderungen der Ein hei t und
der Freiheit so schön ausgeglichen. Das System der
griechischen Republiken gab nur ein lockeres Bündniss ein-
zelner Stadtherrschaften. Die römische Weltmonarchie
bildete eineil starren einförmigen Koloss, in dem die Freiheit
unterdrückt wurde. Die Einheit dieses dhristlichen Ge-
meinwesens war dagegen ganz von
Freiheit durchdrungen. Daher gab
dem Gedanken
sie denn auch
der
der