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"Baulxütte.
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Inhalte dieser Urkunden nichts, was sich nicht aus "dem
Zunftgeiste erklärte. Nur dadurch unterschied sich dies
Gewerbe, dass der Geist hier eine höhere Richtung, als
in andern Handwerken bekam. Die Behandlung gr0ss-
artiger Verhältnisse , die Anwendung mathematischer
Regeln, die Anregung des Schöuheitssinnes mussten eine
würdigere Haltung der Meister und Gesellen herbeiführen,
und selbst in der späteren Zeit, als man sich nur noch
mit der Vollendung und Erhaltung jener grossen, schon
durch ihr Alter ehrwürdigen Monumente, beschäftigte,
einen gewissen Ernst und eine grössere Ehrfurcht vor
dem eigenen Berufe einflössen. -
Sehr viel bedeutender, als nach diesen urkundlichen
Nachrichten, erscheinen die Bauhütten nach den Angaben,
welche zunächst zwar von den Freimaurern des
vorigen Jahrhunderts ausgehen, aber auch in
schichtlichen und selbst in rein historischen
kunstgei
Werken
vielfach Aufnahme gefunden haben. Nach dieser Auf-
fassung sind die Bauhütten nicht einfache Aeusserungen
des mittelalterlichen Zunftgeistes, sondern ein Glied einer
grossen Kette geheimer Gesellschaften, welche im Dunkel
der ältesten Geschichte beginnend bis zu unseren Tagen
fortläuft. Einige eröifnen diese Stammtafel völlig mythisch
schon unter den Söhnen Adams oderNoahs, Andere unter
den ägyptischen Pharaonen ü), Andere endlich mit einem
Anschein von Kritik durch die römischen Collegia oder
Zünfte der Balllßllt6,"VOD denen bei den alten Schrift-
stellern und in den römischen Gesetzen die Rede ist,
jedoch ohne dass ihnen mysteriöse Lehren beigelegt
So noch Karl Heidelolf, die Bauhüflß des Mittelalters in
Dqutschland, Nürnberg 18-14; eine wohlgemeinte, aber völlig un-
kritische Connpilation dieses übrigens achmngüverillßn Veteranen.
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