Die
Bauhütte.
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sich bei dem Meister, der wenn es schwerere Beschul-
digungen betrifft die" zwei nächsten Meister herbeiruft
und mit ihnen entscheidet. Doch soll Vorzüglich Streit
verhütet werden, und vierteljährlich soll, wie die Roch-
litzer Urkunde vorschreibt, der Meister die Gesellen fragen,
ob irgend Hass oder Neid unter ihnen ist. Zu besserer
Haltung dieser Ordnung musste sie von jedem Zunft-
mitgliede beschworen werden. Dafür wurden ihm aber auch,
wenn er als Lehrling ausgedient hatte und zum Geselle11-
stande gelangte, die Erkennungszeichen mitgetheilt,
wodurch er sich mit Wort, Gruss und Handschenk
in anderenHütten ausweisen konnte. Ausserdem erhielt
er ein Zeichen das er auf seine Arbeit setzen durfte.
Wenn er als Wandergescll in einer fremden Hütte Ar-
beit sucht, beginnt er damit, Stein und Werkzeug zu
erbitten, um sein Zeichen einzubauen, und so einen
Beweis seiner Geschicklichkeit zu geben und sich gleich-
sam wie durch sein Wappen kenntlich und namhaft zu
machen W)-
Wir
finden
bekanntlich
Zeichen
diese
noch
oft in gothisehen Kirchen, und sie können bei einer sorg-
fältigen Sammlung vielleicht dazu dienen uns über den
Zusammenhang und den Verkehr der Bauschulen ver-
schiedener Länder Auskunft zu geben Sie bestehen
aus graden Linien, wie sie sich mit dem Meissel leicht
machen liessen, die zu Winkeln, Kreuzen, Haken oder
Wovon freilich nur die Bochlitzer Urkunde Näheres enthält,
gewiss aber nach allgemeinem Gebrauche, wie es denn auch in der
Ordnung von 1563 beiläufig erwähnt ist.
"Ü In späterer Zeit, wahrscheinlich erst Vßm 16- Jahrhundert
an, wurden die Zeichen der Meister in die auf der steinmelzhüllß
bewahrten Meister-tafeln eingetragen; Sliegmz: Gasen "L Bauk- S- 430-
Eine solche Sammlung hat unter Andern auch der lleissige
Didron angefangen (Annales archöol. III, 31).
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