Laienhülfe
bei Kirchenbauten.
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zubereiten und an die Arbeiter vertheilen. Nur derjenige
wurde zu diesem Dienste zugelassen, der seine Sünden
reuig bekannte, ernstlicl1e Busse that, christliche Liebe
für alle mitwirkenden Brüder und demüthigen Gehorsam
den mit der Leitung des Baues vorgesetzten Priestern
gelobte; wer Beleidigungen nicht Willig verzieh oder Un-
gehorsam bewies, wurde als unwürdiges Glied aus der
Gemeinschaft ausgeschlossen. Die Tagesarbeit begann
mit Beichte und Gebet, und Nachts beleuchteten Fackeln
die umhergestellten Wagen, von denen zu gewissen
Stunden feierliche Hymnen ertöntenili). Vorzüglich War
es die Normandie und das nördliche Frankreich, wo dieser
fromme Eifer herrschte, wenigstens haben wir nur aus
diesen Gegenden ausführliche Berichte. Keine Spur deutet
jedoch darauf hin, dass aus dieser Theilnahme der Laien
ein künstlerischer oder technischer Verein von bleibender
Wirksamkeit hervorgegangen sei. Die Leitung des Baues
blieb auch hier ganz in den Händen rder Geistlichkeit,
die Weltlichen waren nur Handlanger und zerstreuten
sich, wenn die Zeit ihrer Bussarbeit oder ihres Gelübdes
verflossen war im).
Anders gestaltete sich die Sache im zwölften und
dreizehnten Jahrhundert. Wie jetzt in jeder Beziehung
ein grösseres Selbstgefühl unter den Laien erwachte, wie
sie an Kunst und Wissenschaft regeren Antheil nahmen,
ging auch die Architektur aus den Händen der Geistlich-
keit in die weltlicher Meister über. Von grossem
Mubillon,
Ann.
Tom.
Benedict.
Ord.
Es ist eine unkritische Vermischung völlig verschiedenartiger
Dinge, wenn selbst Leo (Lehrbuch der Geseh. des M. A. 1830 S,
394) diese vorübergehenden Vereinigungen mit den späteren Ball-
briiderschaflen in Verbindung bringt-