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Symbolik
erweiternd, die Freunde in Gott und die Feinde um
Gotteswillen umfasst; die Höhe endlich die Hoffnung
zukünftiger Vergeltung. Das Fun dament ist der Glaube,
der von verborgenen Dingen weiss, das Dach Wieder
die Liebe, welche die Menge der Sünden bedeckt, die
Thür der Gehorsam, der Boden die Demuth. Auch die
vier Kreuzesarme werden als Tugenden gedeutet, das
Langhaus als Beharrlichkeit, die drei anderen Arme als
der Kranz der drei christlichen Tugenden "Ü.
Neben diesen allgemeinen Systemen finden wir auch
einige Male bei wirklich errichteten Gebäuden symbolische
Beziehungen erwähnt. Die wichtigste derselben ist die
"ehrwürdige Form des Kreuzes," die bei der Anlage
von Kirchen oft ausdrücklich herausgehoben wird. Wenn
wir uns indessen erinnern, dass schon in der altchrist-
liehen Basilika, ohne wirkliche Kreuzgestalt, ein breites
Querschiff der Chornische vorherging, dass diese Anord-
nung praktische und ästhetische Vortheile darbot und
dadurch zu einem fast überall beobachteten Herkommen
wurde, dass man oft, wo die Lokalität es nöthig oder die
Sparsamkeit wünschenswerth machte, davon abwich, so
erscheint die symbolische Beziehung doch sehr als Neben-
sache; sie entspringt aus diesem Herkommen und ist
nicht die bestimmende Ursache desselben. Ausserdem
finde ich keine andere Spur symbolischer Anlagen als die
der Anwendung gewisser heiliger Zahlen. Das wichtigste
und bedeutsamste Beispiel dieser Art würde die Abtei
Von diesen gebräuchlicheren Allegorien wurde dann auch
weitere Anwendung gemacht. S0 in dem Gedichte des Gillehertus
Elnonensis über den Brand und Wiederaufbau des Klosters S. Amand.
Die Krypta bleibt, die Thürme fallen, als Beispiele von Demuth und
Stolz. Auf die alten Fundamente wird weiter gebaut: Sie Deus an-
tiquos antiquae legis amicos eligit et fundat ut in his opus utile condat.