Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 1)

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Symbolik 
erweiternd, die Freunde in Gott und die Feinde um 
Gotteswillen umfasst; die Höhe endlich die Hoffnung 
zukünftiger Vergeltung. Das Fun dament ist der Glaube, 
der von verborgenen Dingen weiss, das Dach Wieder 
die Liebe, welche die Menge der Sünden bedeckt, die 
Thür der Gehorsam, der Boden die Demuth. Auch die 
vier Kreuzesarme werden als Tugenden gedeutet, das 
Langhaus als Beharrlichkeit, die drei anderen Arme als 
der Kranz der drei christlichen Tugenden "Ü. 
Neben diesen allgemeinen Systemen finden wir auch 
einige Male bei wirklich errichteten Gebäuden symbolische 
Beziehungen erwähnt. Die wichtigste derselben ist die 
"ehrwürdige Form des Kreuzes," die bei der Anlage 
von Kirchen oft ausdrücklich herausgehoben wird. Wenn 
wir uns indessen erinnern, dass schon in der altchrist- 
liehen Basilika, ohne wirkliche Kreuzgestalt, ein breites 
Querschiff der Chornische vorherging, dass diese Anord- 
nung praktische und ästhetische Vortheile darbot und 
dadurch zu einem fast überall beobachteten Herkommen 
wurde, dass man oft, wo die Lokalität es nöthig oder die 
Sparsamkeit wünschenswerth machte, davon abwich, so 
erscheint die symbolische Beziehung doch sehr als Neben- 
sache; sie entspringt aus diesem Herkommen und ist 
nicht die bestimmende Ursache desselben. Ausserdem 
finde ich keine andere Spur symbolischer Anlagen als die 
der Anwendung gewisser heiliger Zahlen. Das wichtigste 
und bedeutsamste Beispiel dieser Art würde die Abtei 
 Von diesen gebräuchlicheren Allegorien wurde dann auch 
weitere Anwendung gemacht. S0 in dem Gedichte des Gillehertus 
Elnonensis über den Brand und Wiederaufbau des Klosters S. Amand. 
Die Krypta bleibt, die Thürme fallen, als Beispiele von Demuth und 
Stolz. Auf die alten Fundamente wird weiter gebaut: Sie Deus an- 
tiquos antiquae legis amicos eligit et fundat ut in his opus utile condat.
	        
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