bei
den
Schriftstellern
Mittelalters.
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mit Erweiterungen und AllSsßllmückungen, dieselben Ge-
danken festhält. Anfangs wurden diese Deutungen nur als
Erklärungen des Schrifttextcs vom Salomonischen Tempel
gegeben und gehörten daher in das weite Gebiet der
allegorischen Auslegung der Bibelili). Bald aber gingen
sie in die Schriften über, Welche die symbolische Aus-
legung aller kirchlichen Gebräuche zur Aufgabe hatten,
fanden daher auch auf die Kirchen ihrer Zeit Anwendung
und nahmen die Gestalt einer Anleitung zur Behandlung
dieses Gegenstandes an. Die Tradition der symbolischen
Beziehungen ist auch hier eine feststehende und wieder-
holt sich bei den meisten dieser Schriftstellerim). Als
Fundament, so lehren diese Sy-mboliker, legt man einen
Stein mit dem Kreuze bezeichnet und zwölf andere Steine,
damit die Kirche auf Christus und den Aposteln ruhe.
Die Wände bedeuten die Völker; sie sind vier, weil
sie aus den vier Himmelsgegenden zusammen trelfen; sie
stcssen vorn in den Ecksteinen, wie jüdisches und
heidnisches Volk im Glauben an das Evangelium, anein-
So zuerst bei dem berühmten Abte Beda, genannt der Ehr-
würdige, im S. Jahrh, und noch in einem Irandschriftliclzen Gedichte
zu Douai aus dem 12. Jahrh., das aber nur eine Paraphrase der Ge-
danken Bedais zu sein scheint. Vgl. Mone, Anzeiger zur Kunde der
teutschen Vorzeit 1835. S. 493.
Ich folge zunächst einer ungedruckten Handschrift des 12.
Jahrh., aufbewahrt im Archiv der K. Regierung zu Düsseldorf, mit
dem (späteren) Titel: Manuale Magistri Petri Carnotensis de mi-
steriis ecclesiae. Nach Jöchefs Gelehrtenlexicon, soll. dieser Petrus
von Chartres um 1300 gelebt- haben. Die Handschrift erscheint aber
älter und die Vergleichung des Inhaltes mit dem sogleich zu er-
wähnenden Werke des Duraudus führt auf einen gleichen Schluss,
weil derselbe die Erklärungen jener Handschrift zum Thveil mit deu-
selben WVorten aufgenommen, aber auch mit anderen zusammen-
gestellt hat.