Fünftes
Kapitel.
Symbolik
der
mittelalterlichen
Architektur.
Die Werke der Baukunst haben immer einen ge-
heimnissvollen Charakter; der unkünstlerische Verstand,
gewöhnt die Dinge nach ihrer Nützlichkeit oder nach
sinnlichen Beziehungen zu würdigen, kann es nicht fassen,
dass diese einfachen Grundformen in ihrer Zusammen-
Stellung einen so tiefen Eindruck hervorbringen, und sucht
daher nach einem äusserlichen Grunde, nach einem be-
stimmten Worte des Räthsels. Von der Architektur des
Mittelalters, und besonders von der gothischen gilt dies
in höherem Grade, als von jeder anderen; sie ist so ab-
weichend, so eigenthümlich, so weit hinausschreitend
über die Gränze des praktischen Bedürfnisses, dass es
verzeihlicher ist als sonst, wenn man eine geheime Ab-
sicht oder eine zufällige Veranlassung vermuthet. Daher
haben sich denn auch Viele daran versucht und mit
mehr oder weniger Scharfsinn oft sehr abenteuerliche
Hypothesen aufgestellt. Am Fruchtbarsten in solchen
Behauptungen sind die Engländer gewesen. J amßs