Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 1)

Baukunst. 
Städtische 
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Reicher wurden dann die öffentlichen Gebäude, Kauf- 
hallen, Rathhäuser, Brunnen und Sta dt th ore geschmückt. 
Für diese letzteren eignete sich der kriegerische Spitz- 
bogen sehr wohl, der von zwei mächtig vorspringenden 
runden Thürmen geschützt und gehalten wurde, und dessen 
Form sich auf der inneren, dem Frieden zugewendeten 
Seite, in mancherlei Ornamenten und Fenstern Wieder- 
holte. Eben so wie hier herrschte an den Kaufhallen, 
den Monumenten bürgerlicher Thätigkeit, der Zweck 
vor; sie haben feste Mauern und Gewölbe, mächtige 
Pforten und wenige Fenster, sind mit Statuen der Schutz- 
heiligen auf Consolen geschmückt und mit Zinnen ge- 
krönt. Nicht selten erhebt sich an ihnen der städtische 
Wachtthurm (Beffroi) , von welchem die Glocke die 
Bürger zur Versammlung oder zur Abwehr herannahender 
Feinde zusammenriefI Leichteren Schmuckes waren die 
Rathhäuser, besonders die der späteren Zeit, wo dann 
die Faqade, mit Stabwerk, Consolen; Statuen bedeckt, 
die Kühnheit ritterlichen Geistes und den Uebermuth 
bürgerlichen Reichthums verband. An den Brunnen 
endlich zeigte sich die Zierlichkeit gothischer Formen 
von allen Zwecken des 'l'ragens und Stützens befreit in 
anmuthigem, wenn auch willkürlichem Spiel, in schlan- 
ken Spitzsäulen und einer reichen Ausschmückung mit 
Statuen. Ihnen glichen mit mehr religiöser Anwendung 
die vereinzelten Denkmäler der Frömmigkeit, welche 
unter den Namen von steinernen Kreuzen als Spitz- 
säulen mit Heiligenhäuschen an Landstrassen oder im 
Felde, zur Erinnerung an örtliche Vorfälle oder als Stif- 
tungen aus Gelöbnissen, dem Wanderer eine Stelle des 
Gebetes anwiesen. S0 umfasste die architektonische 
Form alle Gestaltungen des Lebens und erStreckte ihre
	        
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